24 November 2023

Fachkräftemangel und finanzieller Druck schlagen Oberländer KMU auf den Magen

Für Matthias Wandfluh (Wandfluh AG / Frutigen) ist die Situation im ganzen Berner Oberland sehr akut. «In der TechIndustrie ist die Lage weiterhin angespannt. Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Fachpersonal. Auch Lehrstellen können häufig nicht besetzt werden. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel setzen wir bei der Berufsbildung an und versuchen, Jugendliche bereits früh für eine Berufslehre in unserer Industrie zu begeistern und ihnen eine attraktive Ausbildung zu ermöglichen. Dies zeigt auch langfristig Wirkung: Heute beschäftigen wir 30 Lernende und rund ein Drittel unserer Belegschaft hat die Lehre hier bei uns absolviert.»

Diesen Eindruck untermauern auch die Resultate des 4. Berner KMUBarometers: Mit 58 % gibt mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen an, aktuell sehr stark vom Fachkräftemangel betroffen zu sein. Nach möglichen Ideen gefragt, wie man dem Fachkräftemangel begegnen kann, bewerten die Berner KMU die Steigerung des WIRGefühls am positivsten. An zweiter Stelle folgt die Förderung von Vereinbarkeit von Familie und Beruf und an dritter Stelle vermehrt auch Teilzeitstellen für Fachkräfte.

Auch bei der Rugenbräu AG in Interlaken wurden bereits verschiedene Massnahmen getroffen. «Wir haben insbesondere im Bereich der Brauerei explizit auch nach Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern gesucht. Zum Beispiel Personen, die in verwandten Bereichen in der Lebensmittelproduktion, aus der Technik oder auch aus dem Gastgewerbe Erfahrung mitbringen. Sie werden von unseren Braumeistern und Mitarbeitenden dann an die Materie herangeführt und mit einem entsprechend aufwändigeren Einführungsprogramm eingearbeitet», betont Geschäftsführer Remo Kobluk. «Wir entwickeln zudem ein internes Programm, um die Jugend über attraktive Ausbildungsangebote für Praktikanten und Lehrlinge zu gewinnen. Wir schätzen uns glücklich, dass wir zwei Auszubildende bei uns im Betrieb haben dürfen. Zusätzlich gilt es für uns, die bestehenden Mitarbeitenden zu halten bzw. ihnen eine Entwicklung sei dies über Weiterbildungen oder interne Programme zu ermöglichen.»

Nach wie vor grosse Sorgen bereitet den Unternehmen im Kanton Bern mit 41 % der finanzielle Druck, der seit dem 1. Barometer 2020 (24 %) enorm gestiegen ist. Zwar rangiert die Energiekrise wie 2022 auf dem 3. Platz, hat aber mit gerade noch 12 % (31 %; 2022) sehr stark an Bedeutung verloren. Die meisten Unternehmen erwarten denn auch in den nächsten sechs Monaten keinen Engpass. Die nach wie vor hohen Energiekosten spielen hingegen beim gestiegenen finanziellen Druck für die Berner KMU eine zentrale Rolle. An der Umfrage zwischen dem 18. September und dem 9. Oktober 2023 haben 1026 Unternehmerinnen und Unternehmer teilgenommen.

(text:pd/bild:zvg)