ETH-Experte: Ausstieg aus dem Ukraine-Konflikt wird schwierig
Der Entscheid des russischen Staatschefs Wladimir Putin, im Ukraine-Krieg die Atomstreitkräfte in Alarmbereitschaft zu versetzen, sorgt bei Oliver Thränert, Leiter des Thinktanks am Center for Security Studies an der ETH Zürich, für ein mulmiges Gefühl.
Wenn eine Nuklearmacht beteiligt sei bestehe immer die Möglichkeit, dass diese Atommacht ihre Waffen auch einsetze. Allerdings müsse sie sich im Klaren sein, dass das einen gigantisch hohen Preise hätte, sagte Thränert in einem Interview mit den Tamedia-Zeitungen.
Klar sei, das Putin mit diesem Schritt den Westen und die Ukraine einschüchtern wolle. Daher sollten sich die westlichen Staaten durch diese Ankündigung nicht einschüchtern lassen und standhaft bleiben. Der Westen solle die vereinbarten Sanktionen einführen und umsetzen.
Das gelte auch für die beschlossenen Waffenlieferungen für die ukrainischen Streitkräfte. Zugleich müsse versucht werden, über Verhandlungen mit Russland einen Ausweg zu suchen. „Aber der Ausstieg aus dieser Krise wird schwierig“, sagte Thränert weiter.
Der Westen solle ruhig Blut bewahren und nicht seinerseits die eigenen Atomstreitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft versetzen. Damit würde man die Situation nur anheizen und eine Eskalation riskieren. Die westlichen Demokratien sollten russischen Versuchen widerstehen und sich nicht mit atomaren Drohungen spalten lassen.
Die von Putin beschlossene Erhöhung der Alarmbereitschaft bei Atomwaffen dürfte sich auf einem tiefen Niveau bewegen. Er gehe nicht davon aus, dass Putin unmittelbar vor einem Einsatz von Atomwaffen stehe. Der Einsatz taktischer Atomwaffen sei möglich.
Die grösste Herausforderung bestehe derzeit darin, dass der Westen wegen des Ukraine-Krieges geeint gegen Russland auftrete, zugleich aber verhindert werden müsse, dass sich Putin in die Ecke gedrängt fühle. Er sehe nicht, wie der Krieg beendet werden könnte, ohne die ukrainische Regierung zu stürzen. Es gebe wohl kein zurück mehr.
(text:sda/bild:unsplash)