26 Januar 2024

Mehr Religionslose als Katholiken in der Schweiz

In der Schweiz gibt es erstmals mehr Menschen ohne Religionszugehörigkeit als Katholikinnen und Katholiken. Die Gruppe der Religionslosen hat mit 34 Prozent der Bevölkerung die Katholiken (32 Prozent) überholt. An dritter Stelle stehen die Evangelisch-Reformierten mit einem Bevölkerungsanteil von 21 Prozent, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Freitag mitteilte. Das Bundesamt stützt sich auf Zahlen aus dem Jahr 2022.

Andere Religionsgemeinschaften vereinen weitere dreizehn Prozent der Bevölkerung auf sich. Dabei handelt es sich hauptsächlich um andere christliche sowie islamische Glaubensgemeinschaften.

In den vergangenen 50 Jahren nahm der Anteil der Bevölkerung ohne Religionszugehörigkeit in der Schweiz laut dem BFS kontinuierlich zu – währenddessen wurde die Gruppe der Katholiken und der Evangelisch-Reformierten stetig kleiner.

Noch 1970 hatte nur ein Prozent der Bevölkerung keine Religionszugehörigkeit. Dieser Anteil wuchs bis zur Jahrtausendwende auf elf Prozent. Unterdessen bezeichnet sich mehr als ein Drittel der Bevölkerung als konfessionslos.

Der Anteil der Konfessionslosen variiert indes je nach Kanton: So gehört in Basel-Stadt mit 56 Prozent und Neuenburg mit 53 Prozent die Mehrheit der Bevölkerung keiner Religionsgemeinschaft an. In den Kantonen Nidwalden (24 Prozent), Obwalden (22 Prozent) und Uri (19 Prozent) sind es vergleichsweise nicht einmal halb so viele.

Am geringsten ist der Anteil der Konfessionslosen im Kanton Appenzell Innerrhoden mit 15 Prozent. Generell ist die Bevölkerung ohne Religionszugehörigkeit laut dem BFS in ländlichen Gebieten der Schweiz mit 28 Prozent weniger stark vertreten als im städtischen Raum mit 36 Prozent.

Die Bevölkerung ohne Religionszugehörigkeit ist auch jünger als die übrige Bevölkerung. Personen ab 75 Jahren gehören derweil nur zu 16 Prozent keiner Religion an, während ihr Anteil in der jeweils nächstjüngeren Gruppe stetig grösser wird – mit Ausnahme der jüngsten Altersklasse der 15- bis 24-Jährigen.

Anteilsmässig am stärksten vertreten sind Personen ohne Religionszugehörigkeit in der Altersgruppe der 25- bis 34-Jährigen – dort machen diese 42 Prozent aus. Insgesamt gehören mehr Männer keiner Religion an als Frauen.

Viele haben die Religionszugehörigkeit erst im Laufe ihres Lebens aufgegeben. Die Erhebungen zur Sprache, Religion und Kultur von 2019 zeigen, dass rund zwei Drittel der Personen ohne offizielle Religionszugehörigkeit in der Kindheit einer Religion angehörten. Etwa die Hälfte dieser Personen gehörte davor der römisch-katholischen Kirche und 40 Prozent der evangelisch-reformierten Kirche an.

Der Hauptbeweggrund für das Aufgeben der Religionszugehörigkeit war laut dem BFS, dass sie den Glauben verloren oder gar nie einen Glauben gehabt haben. Ein knappes weiteres Drittel war mit den Stellungnahmen der jeweiligen Religionsgemeinschaft nicht einverstanden.

Knapp ein Drittel der Personen ohne Religionszugehörigkeit halten sich derweil „eher oder sicher“ für spirituell. So spielen Religion oder Spiritualität in bestimmten Situationen auch für Personen ohne Religionszugehörigkeit eine eher oder sehr wichtige Rolle, so zum Beispiel in schwierigen Momenten des Lebens oder im Falle einer Krankheit. Rund 30 Prozent der konfessionslosen Menschen glaubt zwar nicht an einen oder mehrere Götter, aber an eine höhere Macht.

(text:sda/bild:keystone)