14 Februar 2022

Ein vierter Lauf als Erlösung für Melanie Hasler

Der Traum von einer olympischen Medaille bei der Premiere des Monobob platzt für Melanie Hasler im 3. Lauf. Danach sichert sie sich aber das angestrebte Diplom als Siebte sicher.

Erst die Enttäuschung, dann die Erleichterung: Die junge Bob-Pilotin Melanie Hasler durchlebte am Montag im Eiskanal von Yanqing die ganze Bandbreite der Gefühle. Nach einem guten ersten Tag durfte sie als Sechste sogar ganz leise mit einer sehr überraschenden Medaille liebäugeln, nach einem völlig missratenen dritten Durchgang – 13. Laufzeit, Rückfall auf Platz 9 – geriet sogar das Diplom noch in Gefahr.

„Dann hatte ich im vierten Lauf meine beste Fahrt und erwischte endlich auch die schwierigen Passagen zwischen den Kurven 6 und 9 gut“, freute sich die 23-jährige Aargauerin über den 7. Platz. Mit ein paar Minuten Distanz kam sie zum Schluss: „Es ist abartig, bei diesem Grossanlass dabei zu sein. Als wäre es ein Traum.“ Es sei alles so schnell gegangen und sie ja eigentlich noch so neu in diesem Sport. Erst vor zwei Jahren gab die frühere Volleyballerin, die vom ehemaligen Schweizer Nationalcoach und Weltklasse-Piloten Christoph Langen aufgrund ihrer Sprungkraft in den Bobsport gelotst wurde, ihr Debüt im Weltcup.

So war der missratene dritte Lauf am Ende schnell vergessen. „Ich bin bereits am Start zu wenig weit gelaufen und hatte dann zu wenig Geschwindigkeit“, analysierte Hasler. Speziell nervös habe sie sich eigentlich nicht gefühlt, und gut geschlafen habe sie auch. „Ich wollte einfach zu viel.“ Hasler wird nun wieder auf den Zweierbob wechseln und darf sich mit Nadja Pasternack auch da gute Chancen auf ein Diplom ausrechnen. „Diesen vierten Lauf werde ich mitnehmen.“

Über eine möglicherweise verpatzte Medaille ärgern musste sich Hasler auch deshalb nicht, weil sich die nordamerikanischen Top-Fahrerinnen keine Blösse gaben und der Sprung aufs Podest so unmöglich gewesen wäre. Am Ende fehlten 1,78 Sekunden auf eine Medaille.

Erste Monobob-Olympiasiegerin wurde überlegen die Amerikanerin Kaillie Humphries. Nach zwei Siegen im Zweier für ihre Geburtsland Kanada holte die 36-jährige Ausnahmekönnerin ihr drittes Olympia-Gold mit dem riesigem Vorsprung von über eineinhalb Sekunden auf ihre noch ein Jahr ältere Landsfrau Elana Meyers Taylor. Auch die Bronze-Gewinnerin Christine de Bruin aus Kanada ist bereits 32 Jahre alt.

„Ich möchte auch einmal so gut sein wie Kaillie Humphries“, gab sich Melanie Hasler kämpferisch. „Oder noch besser.“ Sie hat dafür noch einige Jahre Zeit…

(text:sda/bild:keystone)