30 Oktober 2021

Ein paar Randalierer stören wieder den Schweizer Fussballbetrieb

Favoritensterben im Cup, Randale in der Super League: Im Schweizer Fussball brodelt es nach der Corona-Stille wieder. Im Topspiel zwischen Zürich und Basel stehen die Fankurven unter Beobachtung.

Die Super League verspricht ein spannendes Rennen um den Meistertitel und einen brisanten Abstiegskampf. Im Schweizer Cup, der Begegnungszone von Profi- und Amateurklubs, erleben Aussenseiter ihre Sternstunde. Fussball-Herz, was willst du mehr?

Nun, in erster Linie wollen schätzungsweise 99,99 Prozent der Matchbesucher keine Gewalt und sonstige Ausschreitungen, weder in den Stadien noch sonst wo. Der vernichtende Grossteil der Zuschauer ist es leid. Die Liga ist es leid. Die Klubpräsidenten, allen voran der FCZ-Patron Ancillo Canepa, sind es leid. Sämtliche Entscheidungsträger im Schweizer Profifussball sind es leid, doch Herr des Problems werden sie nicht.

Auslöser der jüngsten Debatte waren die Vorfälle im Zürcher Derby vom vergangenen Wochenende (3:3), als FCZ-Fans Pyros in den Sektor der GC-Fans warfen.

99,99 Prozent verfolgen das gleiche Ziel, doch die anderen 0,01 Prozent verhalten sich wiederholt dermassen daneben, dass man das Problem nicht in den Griff bekommt. Ein paar renitente Randalierer, Ancillo Canepa nennt sie Idioten, sorgen für Angst und Schrecken. Sie ziehen den ganzen Schweizer Fussball durch den Dreck.

Was tun? Das Problem lässt sich einfach beschreiben, aber schwer lösen. Der einzige Ausweg, den die Swiss Football League (SFL) nun sieht, ist ein so radikaler, dass auch im Ausland darüber berichtet wird, wo die Super League für gewöhnlich kaum Beachtung findet. Die Schliessung der Gästesektoren wäre eine Kollektivstrafe, sie ist deshalb umstritten.

Vorderhand bleibt der rigorose Plan der SFL ein „Denkanstoss“, wie die Liga schreibt. Ein Denkanstoss, der auch als letzte Mahnung verstanden werden kann. Gelingt es den Fankurven dauerhaft, in ihren Reihen für eine Selbstregulierung zu sorgen, bleibt es bei der Warnung. Klar ist, dass die Fansektoren nun unter besonderer Beobachtung stehen. Sie haben es selbst in der Hand, ob sie und viele andere Gästefans auch künftig Auswärtsspiele besuchen dürfen.

Bereits am Samstag kommt es zum ersten heiklen Test. Das Duell zwischen dem FCZ und Basel, das dieses Mal wieder ein echtes Spitzenspiel ist, birgt Zündstoff. Die Erinnerung an die Schande von Basel, dem Platzsturm des FCB-Anhangs nach dem in der Nachspielzeit entglittenen Meistertitel im Jahr 2006, schwebt noch immer als Mahnmal über der Affiche. Das vier Jahre später in Kraft gesetzte Hooligan-Konkordat verfehlte die erhoffte Wirkung. Rund 500 Fans, die seither mit einem temporären Rayonverbot belegt wurden, dürfen mittlerweile wieder in die Stadien.

Die jüngsten Geschehnisse im Letzigrund drängen die Diskussion über den Wertverlust des Schweizer Cups in den Hintergrund und überschatten das Sportliche. Dabei sind sowohl der FCB als auch der FCZ unter Zugzwang. Beide sind unter der Woche im Cup an Unterklassigen gescheitert, Zürich am Challenge-League-Klub Yverdon mit Trainer Uli Forte, Basel an Etoile Carouge aus der Promotion League.

Vor allem Basels Trainer Patrick Rahmen ist bestrebt, den aufkommenden negativen Stimmen am Samstag die Lautstärke zu nehmen. Trotz Tabellenführung geniesst er Medienberichten zufolge intern nicht die volle Rückendeckung. Gibt es in Zürich keinen Sieg und setzen sich die Young Boys gleichentags in St. Gallen beim Tabellenvorletzten durch, ist Basel nach Verlustpunkten nicht mehr Leader.

(text:sda/bild:sda)