12 März 2022

Ein geerdetes Bauernhofleben soll Menschen helfen

Das Schlimmste in Sachen Corona scheint im Moment vorbei zu sein – doch die Pandemie hat vielen Menschen zugesetzt. Psychische Probleme, Burn-outs und persönliche Krisen haben Hochkonjunktur. Was oft hilft: geregelte Tagesstrukturen und ein einfaches, geerdetes Leben auf dem Bauernhof. «Carefarming» kann Gutes bewirken, gerade in den Bergen. Ein Beispiel zeigt sich bei einem Bergbauernbetrieb am Brünig.

Gassers bewirtschaften am Brünigpass einen kleinen Bergbauernbetrieb. Schon seit Jahrzehnten nehmen sie jeweils Pflegekinder in ihrer Familie auf. Vor fünf Jahren unterstützte die Schweizer Berghilfe Mutter Fränzi bei einer Weiterbildung. Der Studiengang «Coaching in Alltag, Therapie und Beratung» brachte ihr das theoretische Wissen, das sie in den Jahren zuvor trotz viel Praxiserfahrung manchmal vermisst hatte. Als der erste Lockdown verkündet wurde, sass bei Gassers am Küchentisch auch ein Primarschüler, der eigentlich in einem Heim lebte, aber jeweils an den Wochenenden bei Gassers ein bisschen normalen Familienalltag erleben durfte. Das Heim wurde vorübergehend geschlossen, der Junge blieb vorläufig bei Gassers. Heute wohnt er immer noch dort und ist schon fast ein Teil der Familie geworden. «Rückblickend kann man wohl sagen, dass für ihn die Pandemie ein Glücksfall war», sagt Fränzi Gasser. Er habe sich in dem liebevollen und strukturierten Umfeld fangen können, habe grosse Fortschritte gemacht und sei viel gefestigter als zuvor.

Die Betreuung von Menschen in schwierigen Lebenssituationen auf Bauernhöfen in den Bergen ist eine für die Gesellschaft wichtige Dienstleistung. Und die Bauernfamilien können sich damit einen wichtigen Zustupf verdienen. «Die Investitionen, die zur Schaffung von Betreuungsplätzen nötig sind, können jedoch schnell einmal das Budget einer Bergbauernfamilie sprengen», sagt Patrick Zollinger, Projektleiter bei der Schweizer Berghilfe und verspricht: «Wenn es aus eigener Kraft nicht reicht, kann die Berghilfe einspringen.»

(text:pd,ch/bild:yannick-andrea-schweizer-berghilfe)