2 Juni 2022

Die Schweiz trifft zum Auftakt der Nations League auf Tschechien

Mit der Partie am Donnerstag in Prag gegen Tschechien (20.45 Uhr) startet die Schweiz in die dritte Nations-League-Kampagne. Der Verbleib in der höchsten Liga der 16 Top-Nationen hat Priorität.

An das letzte Duell gegen Tschechien hat der Schweizer Fussballverband schlechte Erinnerungen. Vor 14 Jahren war die SFV-Auswahl zum Auftakt in die Heim-EM im Basler St. Jakob-Park auf den Europameister von 1976 getroffen, verlor früh ihren Captain Alex Frei wegen einer Verletzung und letztlich die Partie 0:1. Es war der Anfang vom schnellen Ende eines missratenen Turniers des Co-Gastgebers.

Seither hat sich viel getan im Schweizer Fussball. Die Generation der U17-Weltmeister von 2009 hievte die A-Nationalmannschaft auf ein neues Niveau. Das Erreichen der K.o.-Phase an Europa- und Weltmeisterschaften wurde zur Normalität, im vergangenen Jahr folgte mit dem Sieg im Penaltyschiessen gegen Weltmeister Frankreich im EM-Achtelfinal in Bukarest der vorläufige Höhepunkt.

Ein Jahr später steht der nächste Wettbewerb bevor, in der die Schweiz ihren Platz in der erweiterten Spitze Europas verteidigen will. „Wir nehmen die Nations League sehr ernst“, sagte Murat Yakin am Tag vor dem Auftaktspiel im schmucken Stadion von Slavia Prag in der tschechischen Hauptstadt. „Es geht um etwas, denn wir wollen in der Liga drin bleiben.“

Tschechien ist in der Gruppe mit Spanien und Portugal der nominell schwächste Gegner. Zwar stieg das Team von Jaroslav Silhavy erstmals in die Liga A auf und erreichte wie die Schweiz im letzten Sommer die EM-Viertelfinals, die Qualifikation für die WM in Katar verpassten die Tschechen aber. Zudem fehlt dem Gastgeber rund ein Dutzend Spieler, unter anderen Stürmer Patrik Schick, der Star von Bayer Leverkusen.

Yakin warnt aber davor, den Gegner kleinzureden oder gar zu unterschätzen. „Tschechien kann man nicht als schwächere Mannschaft bezeichnen. Wir tun gut daran, von der ersten Minute an konzentriert zu sein und Vollgas zu geben.“ Wie kompliziert sich eine Kampagne nach einem Fehlstart entwickeln kann, erfuhren die Schweizer 2020, als sie in der Ukraine 1:2 verloren und sich den Verbleib in der höchsten Liga trotz guter Leistungen gegen Spanien und Deutschland erst dank einem Forfait-Sieg im Rückspiel gegen die Osteuropäer sicherten.

In der Startaufstellung gegen Tschechien fehlen wird Xherdan Shaqiri. Der offensive Mittelfeldspieler von Chicago Fire trainierte nach einer komplizierten Rückreise nach Europa erst am Mittwoch erstmals mit der Mannschaft. „Es wäre nicht sinnvoll, ihn von Anfang an zu bringen“, sagte Yakin. Verteidiger Manuel Akanji ist angeschlagen und verzichtete am Mittwoch auf das Abschlusstraining.

Dass Shaqiri und Akanji – falls dieser fit ist – in den vier Spielen ihre Einsatzminuten erhalten werden, steht ausser Frage. Wie Yakin die Belastung seiner Spieler steuern wird, liess er aber offen. „Wir wollen gegen Tschechien einfach einmal loslegen, und dann schauen wir, wie wir rotieren werden.“ Das happige Programm mit vier Spielen in elf Tagen am Ende einer Saison sieht Yakin nicht als problematisch an. „Die Spieler kennen diesen Rhythmus. Sie sind froh, gibt es Ernstkämpfe.“

Dem einen oder anderen bietet sich die Chance, seine Karten im Kampf um einen Platz im WM-Kader zu verbessern. „Ich will, dass sich die Spieler von ihrer besten Seite zeigen und nicht nur resultatorientiert spielen, sondern sich auch empfehlen.“ Yakin erhofft sich im Hinblick auf die Endrunde im November in Katar „wichtige Erkenntnisse“. Nach den zwei Spielen im September in Spanien und zuhause gegen Tschechien beginnt beim übernächsten Zusammenzug bereits die unmittelbare WM-Vorbereitung, die im Gegensatz zum Aufbau-Programm für Endrunden im Sommer viel kürzer ausfallen wird.

Auch deshalb ist Yakin froh, dass er die Möglichkeit hatte, mit der Mannschaft einige Tage in Bad Ragaz zu arbeiten. „Wir hatten eine super Infrastruktur, um die Basis zu legen, sowohl taktisch, aber auch von der Intensität her“, sagte der Basler. Nun sei es wichtig, Wettkämpfe zu haben. Das Spiel in Prag dient der Mannschaft als erster Gradmesser – und dem Verband als späte Gelegenheit, sich für die herbe Enttäuschung an der Heim-EM 2008 zu revanchieren.

(text:sda/bild:unsplash)