Dem zweitgrössten Bündner Spital droht die Schliessung
Zuoz, Silvaplana und Madulain GR haben den 51-Millionen-Franken-Kredit für eine neue Leistungsvereinbarung mit der Spitalbetreiberin im Oberengadin abgelehnt. Das zweitgrösste Bündner Spital in Samedan wird so voraussichtlich im kommenden Frühling zahlungsunfähig. Es droht die Schliessung.
Es hätte für den auf zwei Jahre befristeten Überbrückungskredit von 50,8 Millionen Franken ein Ja aller elf beteiligten Gemeinden gebraucht. Der laufende Leistungsauftrag läuft bereits Ende dieses Jahres aus. Ohne das Geld sei die spitalbetreibende Stiftung Gesundheitsversorgung Oberengadin (SGO) „spätestens im Frühjahr 2026 zahlungsunfähig“, kündigte sie bereits im Vorfeld an.
Sie will nun „in den nächsten Wochen“ eine Nachlassstundung beantragen. Dies bedeutet eine Art Aufschub, damit nicht gleich ein Konkursverfahren eingeleitet werden muss. Ein Konkursverfahren würde „mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer sofortigen Schliessung des Spitals in Samedan führen“, drohte die SGO. In einer Nachlassstundung kümmert sich ein sogenannter Sachwalter um eine Sanierung oder eine geordnete Liquidation.
Dies sei ein schwerer Moment, sagte Selina Nicolay, SGO-Stiftungsratspräsidentin und Gemeindepräsidentin von Bever, nach Bekanntwerden des Resultats. Sie versprach, nun das Bestmögliche machen zu wollen für die Mitarbeitenden und die Bevölkerung.
Das Bündner Gesundheitsamt reagierte auf Anfrage von Keystone-SDA gefasst. Es nahm den Entscheid zur Kenntnis, erinnerte die SGO und die Gemeinden aber an die bestehende gültige Leistungsvereinbarung mit dem Kanton. Werde diese nicht eingehalten, könnte das Gesundheitsamt die Betriebsbewilligung entziehen oder einschränken.
Das Spital werde auch mit dem abgelehnten Kredit für den Leistungsauftrag nicht einfach schliessen, zeigte sich der Zuozer Gemeindepräsident Romeo Cusini im Gespräch mit Keystone-SDA überzeugt. Mit dem Nein habe man die Verantwortung nun an einen künftigen Sachwalter übertragen können. Dieser werde sich dann um die Strukturen und die Finanzen der SGO kümmern.
Der Kredit stand in Zuoz und einigen anderen Gemeinden in der Kritik, weil die SGO in den Augen vieler Stimmberechtigen zu wenig transparent über die Verwendung des Geldes informierte. Ausserdem wünschte man sich eine klarere Strategie. Es gab aber durchaus auch Zuspruch für den Kredit. Die meisten Gemeinden sprachen sich dafür aus. Doch dies ist bei einem Nein von nur einer Gemeinde bereits wirkungslos.
„Die SGO wird es so nicht mehr geben“, kündigte Nicolay an. Ob das Spitalgebäude schliesst, könne sie noch nicht abschätzen. Eine Variante sieht beispielsweise vor, die Gesundheitsversorgung mit der Klinik Gut AG aus St. Moritz und dem Kantonsspital Graubünden sicherzustellen.
Dabei würden Teile des Leistungsangebots von der Klinik Gut mit Unterstützung des Kantonsspitals übernommen. Die Alterszentren, die Spitex und die Beratungsstelle für Alter und Gesundheit würden in einer neuen Organisation geregelt. Noch keine Lösung gibt es für die Geburtshilfe.
Für diese mögliche Lösung bräuchte es aber wieder einen neuen Leistungsauftrag. Auch dieser müsste von den Gemeinden Bever, Celerina, La Punt Chamues-ch, Madulain, Pontresina, Samedan, S-chanf, Sils i.E., Silvaplana, St. Moritz und Zuoz genehmigt werden. Erst im Mai dieses Jahres lehnten die Gemeinden die Integration des Oberengadiner Spitals in das Kantonsspital ab.
Einig waren sich die Verantwortlichen nur in einem Punkt: Es braucht eine gute Gesundheitsversorgung im Oberengadin. „Doch wir müssen uns fragen: Reparieren wir Altes, oder schaffen wir Neues?“,sagte Cusini am Dienstagabend. Wie „Neues“ aussieht, entscheidet voraussichtlich ein Sachwalter in den nächsten Monaten.
(text:sda/bild:keystone)