15 November 2021

Das schreiben die Schweizer Tageszeitungen zum Klimagipfel

Am Samstag ging im Schottischen Glasgow der Weltklimagipfel zu Ende. Geredet wurde dort viel, auch grosse Versprechen gemacht. Bei konkreten Lösungsvorschlägen aber hapert es. Das spiegelt sich auch in den Kommentaren der grossen Schweizer Zeitungshäusern. Eine Übersicht:

Die Zeitungen der Tamedia-Gruppe kommentieren die Ergebnisse des Weltklimagipfels in Glasgow wie folgt:
„Das Ergebnis von Glasgow ist insofern heikel, als es zwiespältig ausgefallen ist. Wer nach wie vor auf fossile Heizungen setzen und auch künftig schwere Autos mit Verbrennungsmotor fahren will, der hat die Bestätigung erhalten, dass die Lobby der Kohle-, Erdöl- und Gasindustrie noch immer Einfluss auf die Verhandlungen ausüben kann. Wer so schnell wie möglich die CO2-Emissionen senken, in nachhaltige Produkte investieren und dabei Geld verdienen will, der kann aus der Konferenz in Glasgow auch Hoffnung schöpfen. Die Frage ist, wohin der Trend geht. (….) Erneuerbare Energien werden früher oder später das Rennen machen. Unsicher ist nur, wie schnell das geht.“

Die „Neue Zürcher Zeitung“ kommentiert die Ergebnisse des Weltklimagipfels in Glasgow wie folgt:
„Die Weltklimakonferenz in Glasgow ist zu Ende und wird von Aktivisten als kompletter Fehlschlag verurteilt. Das ist zugleich richtig und falsch. Die Konferenz erreichte zwar ihre hoch gesteckten Ziele nicht, bringt den Klimaschutz aber gleichwohl weiter. (…) Zwar ist das 1,5-Grad-Ziel realistisch betrachtet gestorben. Doch die weltweite Klimapolitik ist so lebendig und aktiv wie nie zuvor. (…) Noch nie haben Unternehmen einen so grossen Druck empfunden, sich auf Klimaneutralität auszurichten und ihre Investitionen entsprechend zu lenken.“

Die Westschweizer Tageszeitung „Le Temps“ kommentiert die Ergebnisse des Weltklimagipfels wie folgt:
„Alles ist verloren! Das ist der fade Nachgeschmack nach zwei Wochen Debatte rund um das Weltklima. Nach sechs Monaten Hitzewellen, gewaltige Überschwemmungen und tödlichen Waldbränden. Und nach Jahre vergeblicher Warnungen der Wissenschaftler vor dem Klimawandel. Die Menschheit scheint auf dem besten Weg, an einer Steinwand zu zerschellen – vermutlich während einer gigantischen Strompanne. Die Situation ist dramatisch und hoffnungslos zugleich. Vor allem wenn man bedenkt, das das individuelle Handeln im weltweiten Kontext kaum zu Buche schlägt. Doch handeln ist besser als verzweifeln.“

Der „Blick“ schreibt über die Ergebnisse des Weltklimagipfels in Glasgow:
„Das Fernziel von 1,5 Grad Erderwärmung wurde vor sechs Jahren im Pariser Klima-Abkommen angepeilt. Um das zu erreichen, müssten die Treibhausgas-Emissionen noch in diesem Jahrzehnt halbiert werden. Davon ist die Welt noch weit entfernt – auch nach dem grössten Weltklimagipfel aller Zeiten. (…) Echte Massnahmen werden nicht angepackt, nur ins Auge gefasst. Nichts ist verpflichtend. Es bleibt bei vagen Absichtserklärungen. Aber immerhin: Erstmals ist der Abbau der fossilen Brennstoffe auf dem Tisch. Für die einen reicht das für einen zaghaften Applaus. Bei anderen ist die Enttäuschung gross.“

(text:sda,cs/bild:unsplash)