3 September 2022

Corvatsch-Gletscher kann nicht mehr vermessen werden

Mit dem Schwund der Gletscher gehen Forschenden auch Daten verloren: Am Corvatsch-Gletscher ist in diesem Sommer so viel Eis geschmolzen, dass er nun gar nicht mehr vermessen werden kann.

Das Messprogramm am Vadret dal Corvatsch in der Berninagruppe im Kanton Graubünden könne nun definitiv nicht mehr weitergeführt werden, weil an den Messstellen schlicht das Eis fehle, berichtete der Glaziologe Matthias Huss. Es bleibe dem Team deshalb nur noch, alles Material einzusammeln und abzuräumen.

Huss, Leiter des Schweizerischen Gletschermessnetzes „Glacier Monitoring Switzerland“ (Glamos), bezeichnete den diesen Sommer am kleineren Gletschern registrieren Eisverlust als extrem. „Was wir sehen, war stärker als alles, was wir bisher für möglich gehalten haben“, so Huss. Am Corvatsch seien Eisschichten geschmolzen, die dort teils seit rund 7000 Jahren gelegen hätten.

Dass die Messgeräte am Corvatsch abgebaut werden müssen, kommt an sich nicht überraschend. Schon 2019 wurde entschieden, die Messprogramme an drei kleineren Gletschern auslaufen zu lassen – am Vadret dal Corvatsch sowie am Pizolgletscher und Schwarbachfirn.

Weil die Verlustraten aber besonders im vergangenen Jahr geringer ausfielen als in den Jahren davor, habe man gehofft, doch noch eine Weile Messungen durchführen zu können, sagte Huss. Aus technischen Gründen könne der weitere Eisverlust nicht mehr vermessen werden.

Mit dem Schmelzen des Eises habe sich auch die Landschaft dramatisch verändert, sagte Huss. Das zuvor schon dünne Eis verschwinde an vielen Stellen. Am Corvatsch sei ein Eisgrat mit dem Jahrtausende alten Eis fast ganz verschwunden. Vom Eis sei da nur noch ein kleiner Rest sichtbar.

(text:sda/bild: