2 Mai 2024

Bundesrat Rösti spricht sich für Basler S-Bahn-Herzstück aus

SBB-Chef Vincent Ducrot hat am Donnerstag am Bahnkongress in Basel für Strategien jenseits des kleinteiligen Infrastruktur-Ausbaus plädiert. Die anwesenden Bahnverantwortlichen von Basel-Stadt und Genf machten sich indes – unterstützt von Bundesrat Albert Rösti – für ihre regionalen Ausbaupläne stark.

Ducrot sprach sich für ein flexibleres Bahnsystem aus, das auf Zukunftsvisionen unter anderem der autonomen Mobilität abgestimmt werden sollte. Unter anderem sprach er von der Bildung von grossen Hubs, die im Viertelstundentakt angefahren werden sollen. So müssten Züge künftig keine Anschlüsse mehr abwarten.

Auf der anderen Seite sprach er die Probleme von Zügen an, die an jedem Bahnhof einen Halt einlegen. Diese führten auf den Fernnetzen zu Kapazitätsverlusten, sagte er. An die Adresse der Regionen, namentlich den am Bahnhkongress vertretenen Kantone Basel-Stadt und Genf, appellierte er, weniger über Infrastruktur-Milliarden zu reden und mehr in visionären Angeboten und Träumen zu denken.

Bundesrat und Verkehrsminister Albert Rösti wiederum blieb bei seinem Keynote-Speach auf dem Boden der politischen Agenda. Er versprach unter der Voraussetzung, dass die Parlamente mitspielen, dass die vier ganz grossen Ausbauprojekte in der Botschaft 2026 zumindest als Etappen vorkommen werden. Namentlich nannte er die Tiefbahnhöfe Basel und Luzern sowie die neuen Direktverbindungen von Zürich nach Aarau und von Winterthur nach St. Gallen.

Das Basler S-Bahn-Herzstück bezeichnete er zur grossen Freude der Anwesenden als „ein sehr gutes und spannendes Projekt“. Der Bund und die SBB müssten aber vor der Lancierung weiterer Ausbauschritte sicherstellen, dass der Unterhalt der Infrastruktur gesichert sei. Ducrot hatte zuvor von einer Grössenordnung des dreifachen Betrags gesprochen, den ein neues Ausbauprojekt koste.

Die regionalen Politikerinnen und Politiker blieben zusammen mit ihren Bahnverantwortlichen bei ihren konkreten milliardenschweren Infrastrukturprojekten.

S-Bahn-Herzstück mit Tiefbahnhöfen in Basel und viele Ausbauschritte im grenzüberschreitenden, aber auch im innerschweizerischen Bahnverkehr in Genf: In den beiden Bahnknoten Basel und Genf stecken riesige Ausbauprojekte in der Pipeline, wie der Genfer Regierungsrat Pierre Maudet (Libertés et Justice sociale) und seine Basler Kollegin Esther Keller (GLP) am Donnerstag in Basel erklärten.

Viele teure Wünsche werden in die Bahnausbau-Botschaft 2026 des Bundes fliessen. Darunter fällt der Tiefbahnhof Basel SBB quasi als Kopf des Herzstücks, wie Keller und ihr Baselbieter Kollege Isaac Reber an einem Point de Presse sagten.

Zur Sprache kam am Kongress zudem ein neuer Tiefbahnhof beim Badischen Bahnhof Basel – ein Projekt, dass aber nicht Dringlichkeits-Status besitzt.

Zu einer konkreten Aussage diesbezüglich liess sich die Vizedirektorin des Bundesamts für Verkehr (BAV), Anna Barbara Remund, nicht verleiten. Sie sprach beim Herzstückprojekt von einem Marathonlauf in Etappen und nicht von einem Sprint.

Der Tiefbahnhof SBB habe eine gewisse prioritäre Stellung, sagte sie. Zuerst müsse man aber oberirdisch Platz schaffen, um den Ausbau überhaupt bewältigen zu können. Der Bundesrat werde letztlich entscheiden, was in der Botschaft 2026 Platz finden werde.

Vieles sei im Hinblick auf den Bahnhausbau am Knoten Basel bereits im Tun, sagte sie weiter. So seien Projekte unter anderem zur Entflechtung des Regional- vom Fern- und Güterverkehr in der finanziellen Grössenordnung von 1,7 Milliarden Franken in Arbeit.

Maudet brachte im Zusammenhang mit dem Ausbau-Stau in den grossen Zentren die Idee zur Sprache, dass die Kantone und Regionen beim Bahnausbau den Lead übernehmen könnten und sollten. Der Kanton Genf finanziere gewisse Projekte zum Teil jetzt bereits selber, etwas, was auch in Basel-Stadt schon praktiziert werde, wie Keller sagte.

Remund hat gegen Initiativen aus den Kantonen nichts einzuwenden, wie sie sagte. Aber sie sprach sich dafür aus, dass der Lead gemäss dem Prinzip Fabi (Finanzierung und Ausbau der Eisenbahninfrastruktur) beim Bund bleiben sollte. Grund ist in erster Linie, das Bahnnetz der Schweiz als Gesamtinfrastruktur mit seinem Taktsystem zu erhalten.

(text:sda/bild:keystone)