2 November 2021

Bundesanwaltschaft erhebt Anklage gegen Blatter und Platini

Die Bundesanwaltschaft hat am Dienstag gegen den ehemaligen Fifa-PrÀsidenten Joseph Blatter und den ehemaligen Uefa-PrÀsidenten Michel Platini Anklage erhoben. Sie sollen eine unrechtmÀssige Fifa-Zahlung von 2 Millionen Franken an Platini geleitet haben.

Blatter wirft die Bundesanwaltschaft (BA) Veruntreuung, ungetreue GeschÀftsbesorgung sowie UrkundenfÀlschung vor. Platini soll wegen Betrugs, Gehilfenschaft bei Veruntreuung und ungetreuer GeschÀftsbesorgung sowie UrkundenfÀlschung vor das Bundesstrafgericht in Bellinzona gestellt werden.

Die Ermittlungen der BA ergaben, dass Platini zwischen 1998 und 2002 fĂŒr Blatter, den damaligen PrĂ€sidenten des internationalen Fussballverbands (Fifa), als Berater tĂ€tig war. DafĂŒr vereinbarten die beiden 1999 schriftlich ein Jahreshonorar von 300’000 Franken. Die EntschĂ€digungen stellte Platini in Rechnung und die Fifa beglich sie vollumfĂ€nglich.

Über acht Jahre nach Ende des Beratermandats forderte Platini zwei Millionen Franken. Anfang 2011 erfolgte unter Mitwirkung Blatters die Auszahlung dieses Betrags.

GemĂ€ss der Bundesanwaltschaft erhĂ€rteten ihre Ermittlungen den Verdacht, dass diese Zahlung ohne Rechtsgrundlage erfolgt war. Die Fifa wurde durch sie in ihrem Vermögen geschĂ€digt und Platini unrechtmĂ€ssig bereichert. Damit sehen die AnklĂ€ger des Bundes die vorgeworfenen TatbestĂ€nde erfĂŒllt.

Blatter und Platini weisen die VorwĂŒrfe zurĂŒck. Blatter machte wiederholt geltend, die Zahlung habe auf einem mĂŒndlichen Vertrag basiert. Der 85-jĂ€hrige Blatter hielt in einer Stellungnahme am Dienstag fest: „Ich blicke der Verhandlung vor dem Bundesstrafgericht mit Optimismus entgegen – und hoffe, dass damit diese Geschichte ein Ende findet und alle Fakten sauber aufgearbeitet werden.“

Die spÀte Auszahlung rechtfertigte Blatter damit, dass die Fifa die ganze Summe nicht auszahlen konnte und Platinis Forderung erst 2010 erfolgte. Der Vorgang sei als verspÀtete Lohnzahlung korrekt deklariert und von der Fifa gutgeheissen worden.

Sein Anwalt Lorenz Erni liess am Dienstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mitteilen, dass er „grundsĂ€tzlich keine Presse-ErklĂ€rungen“ abgibt.

Nach Meinung von Platinis Schweizer Anwalt Dominic Nellen hĂ€tte das Strafverfahren gegen Platini schon lange eingestellt werden mĂŒssen. „Es gibt genĂŒgend Zeugenaussagen und Beweismittel in den amtlichen Akten, welche die Unschuld meines Mandanten beweisen“, teilte Nellen am Dienstag mit.

Blatter und Platini galten vor Jahren als Rivalen um die Fifa-Spitze. Laut Medienberichten vermuten die Ermittler, dass die zwei Millionen Franken an Platini gezahlt wurden, damit dieser nicht gegen Blatter fĂŒr das Fifa-PrĂ€sidium kandidiert.

Wegen der Zahlung hatte die Ethikkommission der Fifa Blatter und Platini 2015 suspendiert. Platini wurde danach fĂŒr acht und Blatter fĂŒr sechs Jahre fĂŒr alle TĂ€tigkeiten im Fussball gesperrt. Platini erhielt zudem eine Busse von 80’000 Franken. Seine Sperre wurde spĂ€ter auf vier Jahre reduziert.

Blatters Sperre war erst im MĂ€rz dieses Jahres wegen diverser Verstösse gegen das Ethikreglement – unter anderem Bonuszahlungen in der Höhe von 23 Millionen Franken – von der Fifa-Ethikkommission um weitere sechs Jahre und acht Monate verlĂ€ngert worden. Ausserdem wurde er mit einer Busse von einer Million Franken belegt.

(text&bild:sda)