21 November 2021

Bund und Kantone verschlafen die Booster-Impfung

«Das grosse Boostern kommt doch erst im neuen Jahr» titelt die Sonntagszeitung diese Woche. Viele Kantone könnten Personen unter 65 die Booster-Impfung erst 2022 anbieten, weil die notwendigen Impfkapazitäten abgebaut oder eingespart worden seien. Obwohl die Zahlen aus Israel, welches bereits im Sommer 2021 mit den Boostern begonnen hat, eine eindeutige Sprache gesprochen haben, haben die Schweizer Behörden lange gezögert. Erst letzte Woche stellte Christoph Berger, der Präsident der eidgenössischen Impfkommission den Booster für unter 65-jährige in Aussicht. Auch ü65 impft etwa der Kanton Bern erst seit Mitte November. Während in Israel geboostert wurde fuhr der Kanton Bern die Impfkapazitäten zurück. Er schloss im Frühherbst den grossen Teil der kantonalen Impfzentren.

Der Bernische Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg echauffierte sich nach Bergers Booster-Ankündigung über die Kommunikation des Bundes. Es könne nicht sein, dass die Kantone, welche die Impfempfehlungen des Bundes letztlich umsetzen und die Infrastruktur stellen müssen, aus den Sonntagsmedien vom Strategiewechsel erfahren müssen. Was zwar ein legitimer Einwand ist, lenkt aber vom Versagen der Kantone ab: Wer das Geschehen im Ausland, sowie den aktuellen Forschungsstand, mitverfolgt hat, kann kaum von der Booster-Offensive überrascht gewesen sein. Auch für Schneggs Gesundheits- Sozial- und Integrationsdirektion (GSI) war die Entwicklung absehbar.

Für grössere Impfkapazitäten fehle im Kanton Bern das Personal, erklärt sich die GSI gegenüber der Sonntagszeitung. Das sei aber nicht der einzige Grund, schreibt diese wiederum. Aus gut unterrichteten Quellen will die Sonntagszeitung wissen, dass der Personalmangel nicht der einzige Grund sei, die Berner Behörden seien auch nicht mehr bereit, das nötige Geld aufzuwerfen. Ob das zutrifft oder nicht sei einmal dahingestellt, dem Kanton Bern fehlt es an Infrastruktur um selbst alle ü65 noch dieses Jahr zu boostern. Der Abbau der Berner Impfkapazitäten war demnach im besten Fall kurzsichtig, im schlechtesten darf man wohl schon von Behördenversagen sprechen.

(text:cs/bild:unsplash)