23 Mai 2022

Baustellenpersonal verdient im Durchschnitt 6204 Franken

Die Löhne des Baustellenpersonals sind im Durchschnitt um 1,5 Prozent gestiegen. Der Baumeisterverband veröffentlichte diese Zahl, während die Verhandlungen über einen Gesamtarbeitsvertrag laufen. Die Gewerkschaft Unia bestritt die Zahl. Der Gesamtanstieg von 1,5 Prozent sei nicht auf eine allgemeine Lohnerhöhung zurückzuführen, sondern auf individuelle, leistungsbezogene Belohnungen, schrieb der Schweizerische Baumeisterverband (SBV) in seiner Lohnumfrage 2022 am Montag – dem Vortag der dritten von sieben Verhandlungsrunden mit den Gewerkschaften über den neuen nationalen Gesamtarbeitsvertrag. Die Verbesserung liege über der Inflationsrate (0,6%), was laut SBV eine bessere Kaufkraft bedeute. Für seine Erhebung verglich der SBV Stichtage Ende Februar 2022 und Ende Juli 2021. Die Reallöhne waren bereits in den Vorjahren gestiegen.

Für die Gewerkschaft Unia ist die durchschnittliche Lohnsteigerung von 1,5 Prozent „Unfug“, wie ihr Baugewerbeverantwortlicher Nico Lutz der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Denn im Februar würden im Vergleich zum Juli saisonbedingt weniger Personen in tieferen Lohnklassen arbeiten, somit steige statistisch der Durchschnittslohn. Durch die unterschiedlichen Erhebungszeitpunkte würde das Lohnwachstum statistisch betrachtet leicht erhöht, schrieb der SBV, nämlich um 0,2 bis 0,3 Prozentpunkte. Die Vergleiche innerhalb der einzelnen Lohnklassen durch den SBV hätten laut Lutz aber dennoch eine tiefere Steigerung als 1,5 Prozent gezeigt.

Der SBV hielt auf Anfrage an der Zahl fest. Aufgrund von Weiterbildungen können etwa Personen in eine höhere Lohnklasse steigen und würden so nicht mehr in der gleichen Klasse erfasst, sagte ihr Sprecher, Matthias Engel. Solange keine generelle Lohnerhöhung gesprochen worden sei, gebe es immer sehr viele Arbeitnehmende, die nicht in den Genuss einer realen Lohnerhöhung kommen würden, sagte Claudia Stöckli, Branchenverantwortliche der Gewerkschaft Syna, auf Anfrage von Keystone-SDA. Die Gewerkschaft Unia sieht sich mit dem Anstieg von 1,5 Prozent in ihrer Forderung um eine generelle Lohnerhöhung bestätigt. Betriebe hätten reagiert, um für Arbeitnehmende attraktiv zu bleiben, schlussfolgerte ihre Sprecherin Katja Signer Hofer. Denn der Fachkräftemangel in der Baubranche sei akut. Die Unia fordert grundsätzlich eine Lohnerhöhung für alle, damit Betriebe, die gute Löhne bezahlen, keinen Wettbewerbsnachteil haben. SBV-Sprecher Engel sagte, dass eine allgemeine Lohnerhöhung für die Arbeitgeber nur dann in Frage käme, wenn sie im Gegenzug mehr Flexibilität erhielten.

Gemäss SBV liegt der Durchschnittslohn der Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter im Jahr 2022 bei 6’204 Franken pro Monat oder 80’652 Franken pro Jahr (13 Monate). Die Lohnunterschiede reichen von 4959 Franken für Hilfsarbeitende bis zu 7908 Franken für Poliere und Polierinnen. Die Durchschnittslöhne variieren je nach Kanton von 5’677 bis 6’434 Franken. Im Tessin, in der Westschweiz und in der Ostschweiz liegen sie unter dem nationalen Durchschnitt.

Für den SBV ist neben der persönlichen Leistung die Weiterbildung ein zentraler Faktor für eine Lohnerhöhung. Sie ermögliche den Aufstieg in eine höhere Lohnklasse und garantiere eine Aufwertung um durchschnittlich 600 Franken pro Monat.

(text:sda/bild:pixabay)