17 Januar 2022

Als CS-Präsident muss Axel Lehmann jetzt liefern

Mit dem Rücktritt von CS-Verwaltungsratspräsident António Horta-Osório haben sich die Pläne von Axel Lehmann abrupt geändert. Eigentlich hätte er 2023 Präsident des Versicherers Helvetia werden sollen, nun wird er Präsident der zweitgrössten Schweizer Bank.

Horta-Osório musste die Grossbank wegen Verstössen gegen Corona-Auflagen verlassen. Nach den jüngsten Skandalen um den US-Hedgefonds Archegos und um die „Greensill“-Anlagefonds, die derzeit abgewickelt werden, war der Portugiese eigentlich angetreten, um bei der Grossbank „aufzuräumen“. Nach nicht ganz neun Monaten im Amt ist er nun aber bereits wieder Geschichte.

Die Nachfolge hat Lehmann übernommen. Er hat das Amt schon angetreten und wird an der Generalversammlung am 29. April zur Wahl vorgeschlagen.

Am Schweizer Finanzplatz ist Lehmann kein Unbekannter. Seit dem 1. Oktober 2021 gehört er dem CS-Verwaltungsrat an und hatte den Vorsitz des Risiko-Ausschusses inne. Davor war er seit 2015 Mitglied der Konzernleitung der UBS, erst als „Chief Operating Officer“, später als „President Personal & Corporate Banking“. Ausserdem war er als „President UBS Switzerland“ verantwortlich für das Schweiz-Geschäft der grössten hiesigen Bank.

Er wurde allerdings vor knapp einem Jahr durch Sabine Keller-Busse als neue Chefin der UBS Schweiz ersetzt. Lehmann war zuvor in verschiedenen Medienberichten vorgeworfen worden, dass der Bereich zuletzt nicht genügend erfolgreich gewesen sei. Ende Juli verliess Lehmann die UBS dann ganz.

20 Jahre lang war er ausserdem beim Versicherer Zurich tätig, davon knapp 14 als Mitglied der Geschäftsleitung in verschiedenen Funktionen. In den Jahren 1996 bis 2015 war er unter anderem für das Europa- und Nordamerika-Geschäft des Versicherers sowie die IT verantwortlich und hatte die Funktion des „Chief Risk Officers“ inne. Letzteres dürfte auch ein Grund für die Anfrage der CS gewesen sein, hatte die Bank doch ihren Risikochef wegen der genannten Skandale in die Wüste geschickt.

Mit der jetzigen Ernennung zum CS-Präsidenten hat Lehmann andere Pläne über den Haufen geworfen: Ab 2023 war er eigentlich als Präsident von Helvetia vorgesehen, was nun hinfällig wird. Er werde sich daher auch an der kommenden Generalversammlung nicht wie ursprünglich vorgesehen in das Aufsichtsgremium des Versicherungsunternehmens wählen lassen.

Bei der Credit Suisse hoffen der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung unter der Leitung von Lehmann nun endlich auf den Befreiungsschlag aus der Krise. „Axel Lehmann verfügt mit seiner umfassenden Erfahrung in der internationalen und Schweizer Finanzdienstleistungsbranche über die besten Voraussetzungen, um als neuer Verwaltungsratspräsident die strategische und kulturelle Transformation der Bank weiterzuführen“, sagte Roche-Chef Severin Schwan, der bei der Bank der Stellvertreter des Präsidenten ist.

Der neu ernannte Lehmann wiederum bedankte sich beim Verwaltungsrat für das Vertrauen. An der Strategie will er nicht rütteln: Die richtigen Weichen seien gestellt, sagte Lehmann. In der gesamten Bank werde man eine „stärkere Risikokultur“ verankern. Er sei überzeugt, dass die Credit Suisse durch eine disziplinierte und zeitnahe Umsetzung zu neuer Stärke finden werde.

Nach Meinung von Experten muss sich das aber erst noch zeigen. Vorschusslorbeeren gibt es für den neuen obersten Chef der CS jedenfalls keine. Lehmann bringe zwar weitreichende Erfahrung in der Schweizer Bankenszene mit, kommentierte etwa ZKB-Analyst Michael Kunz. „Ob es ihm aber gelingt, die Credit Suisse schnell in ruhigere Gewässer zu bringen, sodass sich die Bank wieder voll aufs operative Geschäft konzentrieren kann, muss man angesichts der vielen Versuche der letzten Jahre in dieser Richtung erst einmal abwarten.“

(text:sda/bild:keystone)