17 Oktober 2021

Warum Wale wichtig für das Klima sind

Wale – besonders Barten- und Pottwale – gehören zu den grössten Lebewesen der Erde. Ihre Körper sind aber auch gigantische Kohlenstoffspeicher, ganze Ökosysteme sind um sie herum entstanden. Wale sind aber auch wichtige Helfer im Kampf gegen den Klimawandel. Erst vor kurzem wurde entdeckt, welchen grossen Einfluss der industrielle Walfang im 20. Jahrhundert auf das Weltklima hatte. Der Mensch hat seit Jahrhunderten Walfang betrieben, Millionen der grossen Säugetiere fielen diesem zum Opfer. Experten schätzen, dass die Walpopulation aufgrund des Wahlfangs um 66 bis 90 Prozent gesunken ist. Aber was hat das mit dem Klimawandel zu tun?

Wenn Wale sterben, sinken ihre tonnenschweren Körper, und mit ihnen der gespeicherte Kohlenstoff, in die Tiefsee. Der Kohlenstoff belibt über Jahrhunderte am Meeresboden gespeichert. Eine Studie aus dem Jahr 2010 schätzte, dass vor dem industriellen Walfang bis zu 1.9 Millionen Tonnen Kohlenstoff jährlich durch sinkende Walkadaver von der Oberfläche in die Tiefsee transportiert wurde – das enspricht etwa dem jährlichen CO2-Ausstoss von über 400.000 Autos. Fallen die Wale aber dem Walfang zum Opfer, werden ihre Körper verarbeitet, das CO2 folglich in die Atmosphäre freigesetzt. Die Studie schätzt weiter, dass der kommerzielle Walfang des 20. Jahrhunderts 70 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt hat, was wiederum dem jährlichen CO2-Ausstoss von 15 Millionen Autos entspricht.

Aber nicht nur im Tod sind Wale für die Klimaregulation wichtig. Die Exkremente der grossen Tiere, welche sie in die Ozeane geben, sind reich an Eisen und sorgen für die perfekten Wachtumskonditionen für Phytoplankton. Diese mikroskopisch kleinen Lebewesen haben einen gewaltigen Einfluss auf das Weltklima: Sie binden rund 40 Prozent vom weltweit produzierten CO2, fast viermal so viel wie der Amazonas-Regenwald.

Der starke Rückgang der Population der grossen Bartenwale hat noch weitere negative Effekte auf das Klima: Weil die Zahl der Bartenwale stark gesunken ist, machen Schwertwale, die an der Spitze der ozeanischen Nahrungskette stehen, vermehrt Jagd auf kleinere Meeressäuger, wie etwa Seeotter. Darum hat auch die Zahl der Seeotter abgenommen, was wiederum dazu führte, dass sich Seeigel stärker ausbreiten konnten. Und diese wiederum fressen die grossen Seetangwälder im Nordatlantik und Nordpazifik kahl, welhalb die Ozeane noch weniger CO2 absorbieren können.

Wenn die Walpopulationen wieder die Grösse erreichen würden, die sie vor dem kommerziellen Walfang hatten, könnten sie ein wichtiges Hilfsmittel im Kampf gegen den Klimawandel sein. Dabei ist aber nicht nur der Walfang ein grosses Hindernis; viel dramatischer wirkt sich mittlerweile die Überfischung und die Erwärmung der Weltmeere auf die Walpopulation aus.

(text:cs/bild:unsplash)