1 November 2022

Ukraine: Putin will mit „Stromterror“ Flüchtlingskrise auslösen

Nach russischen Raketenangriffen auf die Energie-Infrastruktur der Ukraine ist es in der Hauptstadt Kyjiw und sechs weiteren Regionen zu Einschränkungen bei der Stromversorgung gekommen.

Der Strom werde für Kunden zeitlich gestaffelt abgeschaltet, teilte der Energieversorger Ukrenerho am Dienstag in Kyjiw mit. Betroffen seien auch die Regionen Tschernihiw, Tscherkassy, Schytomyr sowie Sumy, Charkiw und Poltawa. Die Ukraine wirft Russland „Energieterror“ vor mit dem Ziel, die Menschen in Dunkelheit, Kälte und Angst zu stürzen. Kremlchef Wladimir Putin wolle so Menschen in die EU treiben, um dort die Lage durch eine Vielzahl an Flüchtlingen zu destabilisieren, heisst es in Kyjiw. Unterdessen gingen die ukrainischen Getreideexporte gegen den Willen Russlands weiter.

Moskau will Schläge gegen ukrainische Infrastruktur fortsetzen

Russland werde die Raketenangriffe auf die ukrainische Infrastruktur fortsetzen, sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu. Damit würden „effektiv“ Objekte zerstört und es werde das militärische Potenzial der Ukraine reduziert. Schoigu teilte zudem mit, die Teilmobilmachung von 300 000 Reservisten für den Kriegsdienst in der Ukraine sei abgeschlossen. 87 000 von ihnen seien inzwischen im Kampfgebiet. Die anderen würden weiter ausgebildet.

Immer mehr Einschränkungen für Ukrainer

Die Bevölkerung der Ukraine muss schon seit Wochen mit Beschränkungen leben: Die Menschen sind aufgerufen, besonders während der Spitzenzeiten morgens und abends Strom zu sparen. Waschmaschinen und Heizungen sollen möglichst nur nachts laufen, unnötige Lichtquellen ausgeschaltet bleiben. In dem seit mehr als acht Monaten andauernden russischen Angriffskrieg gegen das Nachbarland ist die lebenswichtige Energie-Infrastruktur seit gut drei Wochen Hauptziel der Attacken.

Ukrainisches Aussenministerium fordert Ausschluss Russlands aus G20

Kyjiw forderte wegen der Angriffe erneut einen Ausschluss Russlands aus der G20. Putin müsse auch vom Gipfeltreffen grosser Industrie- und Schwellenländer Mitte November auf Bali in Indonesien ausgeladen werden, sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Oleh Nikolenko. „Putin hat öffentlich zugegeben, Raketenangriffe auf ukrainische Zivilisten und die Energie-Infrastruktur befohlen zu haben“, schrieb Nikolenko auf Twitter. „Mit diesem Blut an den Händen darf er nicht mit den Führern der Welt am Tisch sitzen.“ Putin hatte auf die Frage, ob die Angriffe eine Vergeltung für den Drohnenbeschuss der russischen Schwarzmeerflotte auf deren Stützpunkt in Sewastopol auf der Halbinsel Krim gewesen seien: „Teils ist das so. Aber das ist auch nicht alles, was wir hätten tun können.“

(text:sda/bild:pexels)