19 Januar 2022

Spezielle Esel schon vor 4500 Jahren gezüchtet

Im heutigen Aleppo in Syrien haben Forscher Knochen einer aussergewöhnlichen Eselart ausgegraben. Genetische Untersuchungen zeigen, dass die 4500 Jahre alten Fossilien das bisher älteste bekannte Beispiel einer gezielten Tierzüchtung durch Menschen sind.

Die Archäologen vermuten, dass es sich dabei um die sagenumwobenen „Kungas“ handelt, eine seltene Eselart, wie sie in der Fachzeitschrift „Science“ berichten. In Keilschrifttafeln aus der Zeit der Knochenfunde wird berichtet, diese Tiere seien von mesopotamischen Eliten sehr geschätzt worden, weil sie stark, stämmig und schnell waren.

Dass es sich dabei um Hybriden von domestizierten und Wildtieren handelte, nahm die Forschung bereits an. Nur um welche Arten es sich dabei handelte, war unbekannt. Genetiker haben nun zeigen können, dass es sich um Kreuzungen zwischen weiblichen Hauseseln und – heute ausgestorbenen – männlichen syrischen Wildeseln handelt.

Es zeuge von einem hochentwickelten Zucht-Management, dass weibliche Hausesel ausgewählt wurden, berichten die Forscher. Denn diese domestizierten Mütter gewährleisteten eine problemlose Aufzucht der Kungas, während die Wildesel-Väter vermutlich notorisch störrisch waren.

Obwohl die menschlichen Züchter der ersten domestizierten Tiere diese immer wieder mit ihren wilden Verwandten gekreuzt haben müssen, ist dies das erste dokumentierte Beispiel eines halb wilden, halb domestizierten Tieres. Das Maultier – eine Kreuzung aus Pferd und Esel – ist möglicherweise das nächstälteste Tier dieser Art, aber es erschien erst über 1000 Jahre später auf die Bildfläche.

Die Fossilien wurden 2006 in der 4500 Jahre alten königlichen Begräbnisstätte Umm el-Marra in Aleppo entdeckt. Aufgrund der Anordnung und Positionierung der Gräber vermuteten die Archäologen, dass es sich bei den Kreaturen um die mythischen Kungas handeln könnte.

Sie wurden als Individuen bestattet, was in der Archäologie eine Seltenheit ist, da tierische Überreste normalerweise einfach weggeworfen werden. Viele der Tiere scheinen auch geopfert worden zu sein, vermutlich um sich ihren Menschen im Jenseits anzuschliessen. „Diese Tiere müssen etwas ganz Besonderes gewesen sein“, sagt Eva-Maria Geigl, Genetikerin am Institut Jacques Monod in Paris.

(text:sda/bild:pexels)