25 November 2021

Siedlungen und WĂ€lder wachsen auf Kosten der Landwirtschaft

Die SiedlungsflÀche in der Schweiz ist in den letzten zehn Jahren tÀglich um fast acht Fussballfelder gewachsen. Das ist etwas langsamer als in den Jahren davor. Die Vergrösserung der SiedlungsflÀche erfolgte zu 90 Prozent auf Kosten der LandwirtschaftsflÀche.

Die SiedlungsflĂ€che hat sich 2009-2018 um 6 Prozent oder 181 km2 vergrössert und nimmt jetzt 8 Prozent des Schweizer Territoriums in Anspruch. Die LandwirtschaftsflĂ€chen sind im selben Zeitraum um 2 Prozent oder 302 km2 geschrumpft, bedecken aber immer noch 35 Prozent des Landes. WĂ€lder und Gehölze haben um 2 Prozent oder 206 km2 zugelegt und beherrschen jetzt ein knappes Drittel des Territoriums. Das geht aus der am Donnerstag vom Bundesamt fĂŒr Statistik vorgestellten vierten Arealstatistik hervor.

Ausser an die SiedlungsflĂ€che hat die Landwirtschaft also Areale an WĂ€lder, sogenannte „bestockte FlĂ€chen“ verloren – je höher gelegen, umso mehr. WĂ€lder haben sich nicht nur hoch gelegene LandwirtschaftsflĂ€chen zurĂŒckerobert, die aus RentabilitĂ€tsgrĂŒnden aufgegeben worden sind, sondern auch vormals unfruchtbares Gebiet: Denn der Klimawandel hat zu einer Verschiebung der Baumgrenze nach oben gefĂŒhrt.

Die KlimaerwĂ€rmung hat sich besonders dramatisch auf die Gletscher ausgewirkt. Als Teil der vierten FlĂ€chenkategorie, der sogenannt „unproduktiven FlĂ€che“, haben sie ungebremst an Terrain eingebĂŒsst – zehn Prozent oder 119 km2 seit 2009. ZurĂŒck bleibt zunĂ€chst Geröll und Fels, Pflanzenbewuchs auf frĂŒheren GletscherflĂ€chen wurde seit 1985 nur wenig festgestellt.

Von den verschiedenen Arten der SiedlungsflĂ€chen hat das Wohnareal mit 11 Prozent am stĂ€rksten zugelegt. Die Zunahme der WohnflĂ€che hat sich zwar ebenfalls verlangsamt, ĂŒbertrifft aber das Bevölkerungswachstum. Das bedeutet, dass pro Kopf mehr WohnflĂ€che beansprucht wird. GrĂŒnde dafĂŒr sind das BedĂŒrfnis der Einzelnen nach mehr Raum und die Zunahme der Kleinhaushalte mit ein oder zwei Personen.

Laut BFS gibt es aber Anzeichen fĂŒr eine allmĂ€hlich sparsamere Bodennutzung, sprich verdichtetes Wohnen. So waren die Wachstumsraten bei der besonders flĂ€chenzehrenden GebĂ€udeart der Ein- und ZweifamilienhĂ€user in den letzten Jahrzehnten rĂŒcklĂ€ufig, wĂ€hrend sie bei den MehrfamilienhĂ€usern deutlich angestiegen sind. Auch kann eine Verkleinerung der GebĂ€udeumschwĂŒnge beobachtet werden.

Weniger schnell als das Wohnareal vergrösserten sich zwischen 2009 und 2018 das Industrie- und Gewerbeareal mit einem Plus von 7 Prozent sowie die StrassenflÀche mit plus 3 Prozent. Diese nahm also deutlich weniger stark zu als die Zahl der Motorfahrzeuge, die im selben Zeitraum um 16 Prozent zugelegt hat.

Die LandwirtschaftsflĂ€chen der Schweiz bestehen zu 70 Prozent aus Wiesen und Weiden. Die HĂ€lfte davon entfĂ€llt auf nur saisonal genutzten AlpwirtschaftsflĂ€chen. Das Ackerland nimmt ein gutes Viertel aller LandwirtschaftsflĂ€chen ein, im Mittelland ist der Anteil mit 57 deutlich höher, dafĂŒr in den Alpen tiefer.

Auf den restlichen 3 Prozent der LandwirtschaftsflÀchen wachsen Spezialkulturen wie Obst und Reben oder es wird Gartenbau betrieben. Die TreibhÀuser nehmen eine FlÀche von insgesamt 10 km2 ein. Dies ist etwas mehr als 2009, als es noch 9 km2 waren. Seit 1985 haben sich die TreibhausflÀchen verdoppelt.

Die bisher vier Erhebungen fĂŒr die Arealstatistik nahmen jeweils neun bis zwölf Jahre in Anspruch. KĂŒnftig wird es dank KĂŒnstlicher Intelligenz schneller gehen – nĂ€mlich nur noch sechs Jahre, wie das BFS am Donnerstag bekanntgab.

Denn seit Sommer 2021 werden selbstlernende Algorithmen fĂŒr die Interpretation der hochaufgelösten Luftbilder eingesetzt, auf denen die Statistik basiert. Über die vom Bundesamt fĂŒr Landestopografie zur VerfĂŒgung gestellten Bilder wird ein Raster mit Stichprobenpunkten im Abstand von je 100 Metern gelegt – 4,1 Millionen Stichprobenpunkte insgesamt.

Im Rahmen der Interpretationsarbeiten wird fĂŒr jeden einzelnen Punkt die Bodennutzung und -bedeckung bestimmt. Die Bestimmung der Bodennutzung geschieht per visueller Interpretation am 3D-Bildschirm.

(text:sda/bild:cs)