16 Juni 2022

Selenskyj wirbt bei Treffen mit Scholz für EU-Betrittsperspektive

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat beim Treffen mit dem deutschen BUndeskanzler Olaf Scholz in Kiew eindringlich für eine EU-Betrittsperspektive seines Landes geworben.

„Der EU-Kandidatenstatus könnte eine historische Entscheidung für Europa sein“, sagte Selenskyj am Donnerstag in Kiew bei einer Pressekonferenz mit Scholz und unter anderem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. „Freunde, wir schätzen es sehr, dass ihr heute bei uns seid, am Vorabend historischer Entscheidungen.“ Die EU-Kommission will an diesem Freitag ihre Empfehlung abgeben, ob die Ukraine den erhofften Status als Beitrittskandidatin erhält.

Selenskyj hob auch besonders den Besuch von Scholz hervor. Es würden Waffen geliefert, auch die gewünschten. „Hier hilft uns Deutschland sehr“, sagte er. „Ja, ich bin überzeugt, dass das ganze deutsche Volk die Ukraine unterstützt.“

Zu dem Treffen mit Selenskyj waren auch der italienische Ministerpräsident Mario Draghi und der rumänische Präsident Klaus Iohannis in die ukrainische Hauptstadt gereist. Selenskyj dankte für die Unterstützung und forderte ein siebtes Sanktionspaket gegen Russland, um das Land weiter unter Druck zu setzen, den Krieg zu beenden.

Kurz vor der Pressekonferenz hatte es zum zweiten Mal nach der Ankunft der Gäste aus der EU Luftalarm gegeben. „Die Luftalarm-Sirenen zeigen, dass Russland nicht wählt, wen und wann es attackiert“, sagte Selenskyj. Die Gesamtzahl der von Russland auf die Ukraine abgefeuerten Raketen nähere sich diesen Monat bereits 3000.

Russland dürfe nicht bestimmen, wen es bedrohe, mahnte der Präsident. „Die russische Aggression ist eine Aggression gegen ganz Europa, gegen jeden einzelnen von uns, gegen unsere gemeinsamen Werte“, sagte Selenskyj. Die Ukraine fühle sich in ihrem Kampf nicht allein gelassen. Doch: „Wir erwarten neue Lieferungen von vor allem schweren Waffen, modernen Raketenwerfern, Raketenverteidigung und so weiter. Jeder Tag des Aufschubs dieser Entscheidung ermöglicht den russischen Soldaten, Ukrainer zu ermorden.“

Selenskyj kritisierte auch, dass Russland durch eine Blockade ukrainischer Häfen die Ausfuhr von Getreide verhindere und damit eine Lebensmittelkrise hervorrufe. Es müsse alles getan werden, damit Russland in Afrika und Asien nicht Hunger und politisches Chaos auslöse.

(text:sda/bild:unsplash)