7 April 2023

Selenskyj: Ukraines Schutz hat immer Vorrang

Nach seiner Rückkehr vom Staatsbesuch in Warschau hat Ukraines Präsident Wolodymyr Selenskyj die Bedeutung solcher Zusammenkünfte für die Sicherheit seines Landes unterstrichen. Mit neuen Waffenkäufen im Ausland füllt sich das Arsenal der Ukraine. Bei der Frage nach Zeit und Ort der erwarteten Frühjahrsoffensive will sich Kyjiw nicht in die Karten schauen lassen. Unterdessen sollen laut einem Bericht der „New York Times“ im Vorfeld der Offensive Geheimdokumente über US- und Nato-Pläne zur Unterstützung des ukrainischen Militärs aufgetaucht sein.

„Die Verteidigung und der Schutz unseres Volkes, die Unterstützung unserer Widerstandsfähigkeit, insbesondere unserer Soldaten, ist das Thema Nummer eins bei allen Verhandlungen und Treffen“, sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner allabendlichen Videoansprache.

Es gehe stets, wie am Vortag in Polen, um Verteidigung – Waffen für die Ukraine, Munition für die Ukraine, neue Verteidigungssysteme für die Ukraine. „Und ich danke Polen und unseren Partnern dafür, dass dieser Besuch wirklich sinnvoll war.“

Polen gilt nach den USA als einer der grössten Unterstützer der Ukraine in ihrem Abwehrkampf gegen Russland. Kyjiw hat eine Bestellung von Radschützenpanzern im Nachbarland Polen von 100 auf 150 Exemplare aufgestockt. Dies kündigte Polens Regierungssprecher Piotr Müller nach Angaben der Agentur PAP einen Tag nach Selenskyjs Besuch am Donnerstag in Warschau an. Die Panzer vom Typ KTO Rosomak sollen mit Hilfen der USA und der EU finanziert werden. Es handelt sich um eine Lizenzversion auf Basis des finnischen Militärfahrzeugs Patria AMV.

Zudem gab die Ukraine den Bau von mehr als 50 selbstfahrenden Mörsern des Typs M120 Rak („Krebs“) in Auftrag. Geplant sei zudem die Lieferung von 100 Raketen für Kurzstrecken-Flugabwehrraketensysteme. Der Gesamtwert der bisher aus Polen an die Ukraine gelieferten Rüstungsgüter beläuft sich nach Regierungsangaben aus Warschau auf 2,1 Milliarden Euro.

Vor wenigen Wochen hatte Polens Präsident Andrzej Duda angekündigt, dass man der Ukraine Kampfjets vom Typ MiG-29 liefern werde. Bei Selenskyjs Besuch wurde er nun konkret: Die Ukraine habe von Polen bereits acht MiG-29 geliefert bekommen. Darüber hinaus würden derzeit noch sechs MiG-29 für die Übergabe vorbereitet, kündigte Duda an.

Bericht: Geheime Pläne zur Stärkung des ukrainischen Militärs im Netz

Geheime Dokumente über US- und Nato-Pläne zur Unterstützung des ukrainischen Militärs im Vorfeld einer geplanten Offensive gegen Russland sind im Netz aufgetaucht. Das berichtete die Zeitung „New York Times“ am Donnerstag (Ortszeit) unter Berufung auf US-Regierungsmitarbeiter. Das US-Verteidigungsministerium untersuche demnach, wer hinter der Veröffentlichung stecke, hiess es. Analysten zufolge scheint der Inhalt der Unterlagen jedoch auf eine Art und Weise verändert worden zu sein, die auf eine Desinformationskampagne aus Russland hindeuten könnte, heisst es in dem Bericht.

Die Unterlagen seien über die Social-Media-Plattformen Twitter und Telegram verbreitet worden. Die Dokumente seien fünf Wochen alt und enthielten keine konkreten Schlachtpläne, hiess es. Militärische Insider könnten daraus aber dennoch wertvolle Informationen ziehen, wie zum Beispiel Zeitpläne für Waffenlieferungen.

Noch am Donnerstag hatte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates der Ukraine, Olexij Danilow, in einem Rundfunkinterview gesagt, die Pläne für die erwartete Offensive zur Rückeroberung der russisch besetzten Gebiete seien aktuell nur ganz wenigen Menschen in Kyjiw bekannt. „Die Information darüber, wo, wann und wie die eine oder andere Aktion auf dem Territorium unseres Planeten beginnt, ist einem kleinen Kreis vorbehalten.“ Sollte es die eine oder andere Erklärung zu der Offensive geben, müsse dies nicht unbedingt der Wahrheit entsprechen, sagte Danilow.

In der nächsten Zeit wird die sogenannte Frühjahrsoffensive der ukrainischen Streitkräfte erwartet, die zuletzt mit schweren Waffen und Panzern aus dem Westen aufgerüstet wurden. Erwartet wird ein Vorstoss zur Stadt Melitopol, um die russischen Truppen zu spalten. Das russische Militär hat in den vergangenen Monaten seine Abwehrstellungen massiv verstärkt und ausgebaut, um den erwarteten Angriff abzuwehren.

(text:sda/bild:keystone)