8 Juli 2021

Sehnsucht der Schweizerinnen und Schweizer nach Kultur steigt

Knapp ein Drittel der Bevölkerung in der Schweiz will wieder Kulturveranstaltungen „ohne Bedenken“ besuchen. Das sind mehr als noch im letzten Herbst – dennoch bleiben die Menschen mit einem solchen Bedürfnis in Zeiten in der Pandemie in der Minderheit.

Dabei ist der gesellschaftliche Aspekt ausschlaggebend für den Wunsch nach kultureller Aktivität, wie die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK) und das Bundesamt für Kultur (BAK) am Donnerstag mitteilten.

EDK und BAK legten die Ergebnisse von repräsentativen Befragungen vor. Diese zeigen auch, dass digitale Angebote das Live-Erlebnis nicht ersetzen. Längerfristig stiessen vor allem Aufzeichnungen von Aufführungen, Webinare oder Vorträge auf ein „bescheidenes Interesse“, so EDK und BAK in ihrer Mitteilung. Ein Publikum gefunden haben demnach aber Streaming-Angebote von Filmen und Serien.

Zudem hat der Einfluss der Pandemie auf das Budget, das Schweizerinnen und Schweizer für Kulturbesuche bereithalten, zwar abgenommen. Dieser Einfluss bliebe aber „signifikant“: 36 Prozent der Befragten rechnen damit, dass sie weniger für Kulturbesuche ausgeben – dies im Vergleich zu 55 Prozent im letzten Herbst.

Aufhorchen lässt allerdings, dass nur noch 55 Prozent der befragten Abonnentinnen und Abonnenten ihre Abos erneuern wollen – im letzten Herbst waren das noch 69 Prozent.

Einen „grossen Rückhalt“ in der Bevölkerung haben indes die Massnahmen von Bund und Kantonen zur Abfederung der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie für die Kulturbranche: So befürworten 61 Prozent der Befragten die Verlängerung der Covid-Massnahmen, und 64 Prozent sind für eine Erhöhung der Zuwendungen der öffentlichen Hand.

Hier ist allerdings bemerkenswert, dass die Zustimmung dazu in der lateinischen Schweiz „signifikant“ höher ist als in der Deutschschweiz, wo sich die Befragten eher für private Unterstützung durch Erhöhung von Eintrittspreisen oder Crowdfunding aussprechen.

Dies ergaben repräsentative Umfragen zum Kulturverhalten in Zeiten der Pandemie: Für die aktuelle, dritte Befragung wurden von 9. bis 28. April 1200 Einwohnerinnen und Einwohner in der ganzen Schweiz befragt. Diese steht im Vergleich zu einer zweiten, gleich angelegten Befragung vom September 2020.

EDK und BAK wollten aber nicht nur die Sichtweise der Kultur-Konsumentinnen und Konsumenten, sondern auch die Perspektive der Kulturschaffenden hören. Deshalb wurden mit der dritten Befragung auch 398 Kulturinstitutionen im Zeitraum von 16. April bis 25. Mai befragt.

Hier zeigt sich, dass 41 Prozent der Institutionen, die Abonnemente anbieten, für die Saison 2020/21 einen Rückgang von durchschnittlich 35 Prozent verzeichnen. Zudem haben 79 Prozent der Institutionen (ohne Bibliotheken) Kurzarbeit angemeldet oder Ausfallentschädigungen beantragt.

Zudem bestätigt die Befragung der Institutionen einen Trend, der sich im Verlauf der Pandemie auch intuitiv beobachten liess: Die Krise hat den digitalen Wandel beschleunigt. 47 Prozent haben ihr digitales Angebot ausgebaut, und 45 Prozent wollen es nach der Krise beibehalten oder gar weiter ausbauen. Besonders dynamisch zeigen sich hier die Bibliotheken. Sie wollen zu 80 Prozent ihr digitales Angebot, das bereits vor der Krise gross war, zumindest beibehalten oder ausbauen.

(text:sda/bild:pixabay)