14 April 2021

Schweizerinnen bringen sich mit Penaltys an die EM

Das Schweizer Frauen-Nationalteam qualifiziert sich für die EM-Endrunde 2022 in England. Das Team gewinnt die Zitterpartie im Playoff-Rückspiel in Thun gegen Tschechien mit 3:2 im Penaltyschiessen.

Was für ein Spiel! Was für eine Dramatik! Was für ein Ende! Zur Schweizer Heldin avancierte Torhüterin Gaëlle Thalmann, die im Penaltyschiessen zwei Versuche der Tschechinnen abwehrte. Den letzten und entscheidenden Schuss setzte Katerina Svitkova an die Latte. Zuvor hatten auf Schweizer Seite Malin Gut und Coumba Sow die Nerven einen Streich gespielt.

Nach der regulären Spielzeit und der Verlängerung hatte es wie im Hinspiel 1:1 gestanden. Svitkova brachte den Aussenseiter aus Tschechien in der 51. Minute mit einem herrlichen Weitschuss unter die Latte in Führung. Sow rettete die Schweizerinnen mit dem Ausgleich nach knapp einer Stunde in die Verlängerung

Diese entwickelte sich zu einem Abnützungskampf, in der beide Teams je einen Matchball auf dem Fuss hatten. Eine Freistossflanke Svitkovas streifte die Lattenoberkante (114.), im Gegenzug schoss Sow aus aussichtsreicher Situation über das Tor.

Die Schweizerinnen waren erneut erst spät, aber nicht zu spät aufgewacht. Wie bereits im Hinspiel wirkte für sie erst der Gegentreffer wie ein Weckruf. Angetrieben von Captain Lia Wälti, die ein überragendes Spiel zeigte, legten sie mit dem Rücken zur Wand ihre Nervosität ab und begannen, dem Spiel den Stempel aufzudrücken.

Der erste Lohn erhielten sie bald, Wältis Traumpass spitzelte die kurz zuvor eingewechselte Sow ins Tor (59.). Die Schweizerinnen spielten auch danach mit mehr Drive und standen in der regulären Spielzeit einem zweiten Treffer wesentlich näher. Malin Gut testete die gute tschechischen Torhüterin Barbora Votikova (83.), der Abschluss von Fabienne Humm landete über dem Tor (86.).

Vor der Partie hatte Trainer Nils Nielsen keinen Hehl aus der Bedeutung des Spiels gemacht und eine gewisse Nervosität nicht in Abrede gestellt. „Seit ich in die Schweiz gekommen bin, heisst es, diese Mannschaft könne nicht gut spielen, wenn es wirklich zählt.“ Nun sei der Moment gekommen, das Gegenteil zu beweisen, so der Däne. Die Antwort der Spielerinnen auf dem Platz fiel zwar nicht restlos überzeugend aus, sie kämpften aber mit Leidenschaft und verdienten sich mit grossem Willen und viel Kampfgeist das späte Glück.

Wie bereits im Hinspiel erwiesen sich die Tschechinnen auch auf dem Kunstrasen in Thun als sehr unbequemer Gegner, der teilweise die Grenze der Fairness überschritt. Opfer davon wurden unter anderen Ramona Bachmann und Noelle Maritz, die noch vor der Verlängerung angeschlagen ausgewechselt werden mussten. Später verletzte sich auch noch Lara Marti.

Im Gegensatz zum Hinspiel, als die Osteuropäerinnen das Spielgeschehen fast ausschliesslich der SFV-Auswahl überlassen hatten, versuchten nun im Rückspiel, in dem sie zwingend einen Treffer brauchten, den Favoriten phasenweise unter Druck zu setzen.

Das temporäre tschechische Pressing zeigte durchaus seine Wirkung. Der Führungstreffer kurz nach der Pause war jedenfalls nicht unverdient, auch wenn Svitkova, wie im Hinspiel die auffälligste Tschechin, kurz vor ihrem herrlichen Tor den Ball im eigenen Strafraum mit der Hand gespielt hatte.

(text:sda/bild:pixabay)