16 Dezember 2021

Rassismus in USA: Späte Gerechtigkeit für 82-Jährige

Der Name der US-Bürgerrechtsaktivistin Rosa Parks ist bis heute bekannt – doch bereits Monate, bevor Parks 1955 Geschichte schrieb, hatte sich eine andere Frau in den USA geweigert, sich im Bus nach hinten in den Bereich für Schwarze zu setzen. Ihr Name ist Claudette Colvin. Die heute 82-Jährige hat nun späte Gerechtigkeit erfahren: Ihr Eintrag ins Strafregister wurde nach 66 Jahren von der Justiz gelöscht. „In meinem Namen und in dem aller Richter in Montgomery entschuldige ich mich für die Ungerechtigkeit, die Ihnen widerfahren ist“, sagte Richter Calvin Williams am Donnerstag in einem gemeinsamen TV-Interview mit Colvin.

Während der Zeit der gesetzlich verankerten Diskriminierung Schwarzer durften diese in Bussen nur auf bestimmten Plätzen sitzen. Als 15-Jährige weigerte sich Colvin in Montgomery im US-Bundesstaat Alabama, ihren Platz für einen weissen Fahrgast zu räumen. Daraufhin wurde sie festgenommen. Sie habe den Einsatzkräften damals gesagt, dass sie dort sitze, weil sie den Fahrpreis bezahlt habe und es ihr verfassungsmässiges Recht sei, schilderte Colvin in dem Interview. Dafür sei sie das einzige Mal in ihrem Leben ins Gefängnis gekommen. „Ich halte mich für eine Überlebende des Kampfs für Bürgerrechte.“

In dem Interview wurde sie von Richter Williams, der ebenfalls schwarz ist, überrascht. „Sie hat sich für das Recht eingesetzt. Und jetzt bin ich Nutzniesser und korrigiere das Unrecht, das ihr angetan wurde“, so der Richter. Colvin ist weit weniger bekannt als Rosa Parks (1913-2005), die die 1955 den sogenannten Bus-Boykott ausgelöst hatte – ebenfalls in Montgomery. Parks gilt als Vorkämpferin für die Rechte der Schwarzen in den USA.

(text.sda/bild:unsplash-symboldbil)