23 März 2021

Neue Bluttat in den USA: Schütze tötet zehn Menschen im Supermarkt

Erneut erschüttert ein schwerer Schusswaffenangriff die USA: Ein Schütze hat im Bundesstaat Colorado zehn Menschen in einem Supermarkt getötet. Die Attacke ereignete sich am Montag (Ortszeit) in einem Einkaufskomplex mit mehreren Geschäften und Cafés in der Stadt Boulder nordwestlich von Denver. Unter den Toten ist auch ein Polizist. Er sei einer der ersten Beamten am Tatort gewesen und erschossen worden, sagte die örtliche Polizeichefin Maris Herold. Ein 21 Jahre alter Verdächtiger wurde in Gewahrsam genommen, wie die Polizei am Dienstag mitteilte. Es ist der zweite schwere Schusswaffenangriff mit mehreren Toten innerhalb einer Woche in den USA. Der Gewaltausbruch löste grosse Bestürzung aus.

Herold verlas heute bei einer Pressekonferenz sichtlich bewegt die Namen der Todesopfer. Sie waren zwischen 20 und 65 Jahre alt. Darunter war der 51 Jahre alte Polizist. Herold sagte, der Beamte hinterlasse sieben Kinder im Alter von 5 bis 18 Jahren.

Der Tatverdächtige wurde laut Polizei in Gewahrsam genommen und zunächst mit einer Verletzung am Bein ins Krankenhaus gebracht. Möglichst bald sollte der Mann in ein Gefängnis überführt werden, hiess es. Ihm wird Mord in zehn Fällen vorgeworfen. Herold betonte, es sei noch zu früh, um etwas zum Motiv für die Tat zu sagen.

Der zuständige Bezirksstaatsanwalt Michael Dougherty erklärte, die Ermittlungen stünden ganz am Anfang. „Wir müssen noch viel herausfinden.“ Nach bisherigen Erkenntnissen habe der Verdächtige den grössten Teil seines Lebens in den USA gelebt. Konkreter wurde Dougherty nicht. Er betonte aber, man gehe davon aus, dass der Mann alleine gehandelt habe und keine weitere Gefahr für die Gemeinde bestehe. Die Bundespolizei FBI unterstützt bei den Ermittlungen.

Der Gouverneur von Colorado, Jared Polis, sprach von einer „sinnlosen Tragödie“. Der demokratische Kongressabgeordnete aus Colorado, Joe Neguse, beklagte, Einkaufen im Supermarkt sei eine der wenigen Aktivitäten, die inmitten der Pandemie noch möglich seien. Dass das Leben der Opfer dort so jäh beendet worden sei, schmerze besonders. „Das kann nicht unsere neue Normalität sein.“ Die Menschen müssten sich in Supermärkten, Schulen und Kinos sicher fühlen können.

Erst am vergangenen Dienstag waren in drei Massage-Salons in und um Atlanta im US-Bundesstaat Georgia acht Menschen erschossen worden. Sechs von ihnen hatten einen asiatischen Hintergrund, sieben Opfer waren Frauen. Als Motiv für die brutalen Angriffe nannte der weisse Tatverdächtige Sexsucht und das Ziel, die „Versuchung“ durch Massage-Salons ausmerzen zu wollen. Der Angriff fachte in den USA die Debatte über zunehmenden Hass gegen asiatischstämmige Amerikaner an.

Die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, die Demokratin Nancy Pelosi, beklagte: „Zum zweiten Mal in einer Woche ist unsere Nation mit der Epidemie der Waffengewalt konfrontiert.“ Es müsse endlich gehandelt werden, „um zu verhindern, dass diese Geissel unsere Gemeinden weiterhin verwüstet“.

Rufe nach schärferen Waffengesetzen gibt es nach jeder grösseren Schuss-Attacke in den USA – jedoch ohne grösseren Erfolg. Die Demokraten im Repräsentantenhaus hatten erst kürzlich einen neuen Anlauf gestartet, um gesetzlich zu regeln, dass Waffenkäufer strenger kontrolliert werden. Bislang ist aber nicht in Sicht, dass es dafür im US-Senat die nötigen Mehrheit geben dürfte. Viele Republikaner stehen strengeren Waffengesetzen kritisch gegenüber. Die Waffenlobby ist in den Vereinigten Staaten enorm stark.

(text:sda/bild:pixabay)