27 Mai 2021

Münsingen: Reise in die kulturhistorische Vergangenheit

Nach Stationen im Berner Oberland erreicht die Wanderausstellung «Archäologie macht Geschichte – Funde aus dem Kanton Bern» des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern am Freitag, 28. Mai 2021, Münsingen. Zeitgleich zur Ausstellungseröffnung im Schlossgutareal findet ein Tag der offenen Grabung im römischen Gutshof von Münsingen statt.

Die Wanderausstellung ist Teil des Jubiläumsprogrammes, das der Archäologische Dienst anlässlich seines 50. Geburtstags im Jahr 2020 erstellt hat. Der Ausstellungsort Münsingen konnte im vergangenen Frühjahr coronabedingt nicht bespielt werden. Ein Jahr später als ursprünglich geplant wird dies nun nachgeholt. Während drei Wochen, bis am 19. Juni 2021, lässt sich in zwei Containern im Schlossgutareal die grosse Vielfalt der Berner Archäologie entdecken. Zudem findet am 28. Mai im römischen Gutshof von Münsingen ein Tag der offenen Grabung statt.

Die Ausstellungseröffnung ist mit einem Tag der offenen Grabung im Gutshofareal von Münsingen unterhalb der reformierten Kirche kombiniert. Dort laufen seit Herbst 2020 im Bereich der geplanten Umfahrungsstrasse ausgedehnte Rettungsgrabungen. Sie lieferten bislang verschiedene Reste von Steinbauten im Wirtschaftsteil des römischen Gutshofes, darunter auch ein Gebäude mit Bodenheizung. Zahlreiche Gruben, Gräben und Pfostenstellungen zeugen von römischen Holzbauten. Eine mächtige Grube enthielt Funde aus der frühen Eisenzeit (800 – 400 v. Chr.) und belegt eine Nutzung des Rossbodens durch die Kelten lange vor den Römern.

In der Containerausstellung auf dem Schlossgutareal können Besucherinnen und Besucher jeweils von Mittwoch bis Samstag ausgewählte Funde aus allen Regionen des Kantons kennenlernen. Aus dem Gebiet Thun-Aaretal etwa ist eine spätbronzezeitliche Nadel (1000–950 v. Chr.) zu sehen, die 2014 vor dem Schloss Schadau am Grund des Thunersees geborgen wurde. Der Fund gehört zu einer Seeufersiedlung, deren Entdeckung im Thunersee 2014 eine kleine Sensation darstellte, waren solche Siedlungsreste im Kanton Bern bis dahin vor allem vom Bielersee und aus einigen Kleinseen im Mittelland bekannt. Ausgedehnte Tauchprospektionen und eine Rettungsgrabung 2020 bestätigen mittlerweile den Erhalt solcher Siedlungsreste an mehreren Stellen im Thunersee. Ein weiteres Fundobjekt in der Ausstellung ist die Votivaxt aus dem gallo-römischen Tempelbezirk von Allmendingen bei Thun. Sie wurde 1824 bei einer der ersten Grabungen im Kanton Bern geborgen. Nicht zuletzt aufgrund ihrer Inschrift – MINERVAE; deutsch: der Minerva – wurde die Miniaturaxt bereits damals als Gabe an die Götter gedeutet.

(text:pd/bild:kantonbern)