12 September 2022

Mountainbiken und Wandern geht auf den gleichen Wegen in Adelboden-Lenk

Die Bergbahnen Adelboden AG haben im Juli einen Mountainbike-Trail vom Höchsthorn bis ins Bergläger eröffnet. Dieser sogenannte Höchst-Trail ist ausschliesslich den Bikern vorbehalten. Auf allen anderen Wegen der Region gilt die Koexistenz, also die Doppelnutzung durch Wanderer und Biker.

Die Region will den Mountainbike-Gästen, welche den Höchst-Trail befahren, eine signalisierte, attraktive Zu- und Rückfahrt anbieten. Eine Lenkung der Biker bringt verschiedene Vorteile: Die ortsunkundigen Bike-Gäste finden sich rasch zurecht, die Interessen der beteiligten Grundeigentümer werden gewahrt, der Unterhalt der Wege bleibt überschaubar und potenzielle Konflikte mit Wanderern werden vermieden.

Koordiniert durch die Interessengemeinschaft Mountainbike Kanton Bern, BEBike, haben darum die lokalen Partner, bestehend aus den Bergbahnen Adelboden AG, den Lenk Bergbahnen, den Bauverwaltungen der Gemeinden Adelboden und Lenk sowie der Lenk-Simmental Tourismus AG in Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt des Kantons Bern und den Berner Wanderwegen elf Versuchsrouten festgelegt. Ziel ist es, diese Strecken spätestens nach drei Jahren in den ordentlichen Betrieb zu überführen.

Auf regionaler Ebene wurde für einen talübergreifenden Betrieb ein Teilrichtplan «Touristische Mountainbike-Routen» von der Bergregion Obersimmental-Saanenland und der Planungsregion Kandertal verfasst. Er befindet sich unter Federführung des Kantonalen Amts für Gemeinden und Raumordnung noch in der Vorprüfung bei den zuständigen Kantonalen Ämtern und Fachstellen.

Im Vorfeld des Versuchsbetriebs sind alle betroffenen Grundeigentürmer durch Briefe und an Informationsveranstaltungen über das Projekt informiert worden. Ihre Haftung als Grundeigentümer wird ausserdem mit einer Haftpflicht-Freistellungsversicherung abgesichert.

Der Versuchsbetrieb wurde an klare Vorgaben geknüpft. Als flankierende Massnahme zur Signalisation werden die Gäste mit Verhaltensregeln an die gegenseitige Rücksichtnahme erinnert und über die Mehrfachnutzung (Koexistenz) informiert. Gezielte Monitoring-Massnahmen helfen den Betreibern, Erfahrungen zu sammeln und mit gezielten Verbesserungen eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen. An vier Orten wurden Frequenzmessungen durchgeführt. Je nach Zählstelle wurden dabei bis zu 40 % Mountainbike-Gäste gemessen.

Auch die Gäste dürfen sich aktiv einbringen: Wanderer und Mountainbiker können auf einem Online-Fragebogen Feedback geben, wie sie die neue Situation erleben. Dadurch wollen die Partnerorganisationen möglichst viele Rückmeldungen sammeln, um Probleme und Konflikte zu erkennen und tragfähige Lösungen zu erarbeiten.

Das neue Mountainbike-Angebot entwickelt sich erfreulich gut. Bereits in den ersten zwei Monaten sind über 3’000 Trail-Tickets von den Bergbahnen verkauft worden. Anlässlich einer Feedback-Sitzung vom 1. September konnte ein positives Fazit gezogen werden:

Seit dem Start der Umfrage am 1. Juli gingen 75 Rückmeldungen ein. Fast 90% der Rückmeldungen kamen von Mountainbikern. Die Rückmeldungen sind überwiegend positiv. Die gegenseitige Toleranz könne aber noch verbessert werden. Als mögliche Massnahme wird von den meisten Befragten eine Sensibilisierungskampagne genannt. Für eine umfassende Beurteilung braucht es noch vermehrt Rückmeldungen von Wanderern.

Das Fazit einer Gästebefragung vor Ort ist ebenfalls überwiegend positiv. Als mögliche Verbesserung werden punktuelle Beschilderungen «Bitte langsam» resp. «Rücksicht auf andere Wegnutzer» genannt. In den Tourismusbüros oder an den Kassen der Bergbahnen gingen bezüglich dem Versuchsbetrieb keine negativen Rückmeldungen ein. Verbesserungen aufgrund von Rückmeldungen der Grundeigentümer werden laufend umgesetzt.

Der Versuchsbetrieb in Adelboden-Lenk ist für alle Beteiligten eine gute Lösung und stösst auf Akzeptanz. Er bietet die Möglichkeit, für die Zukunft zu lernen und ein allseitig akzeptiertes Mountainbike-Angebot umzusetzen. Nach diesem Modell könnten noch weitere, lenkende Routen, auf ihre Machbarkeit geprüft werden.

(text&bild:pd)