9 August 2021

Menschenkette steht vor Flammenwand auf Evia

Auf der griechischen Insel Evia ist der Kampf gegen das Feuer am Montagabend die achte Nacht in Folge in die nächste Runde gegangen. Vor der Ortschaft Kamatriades rückten am frühen Abend Hunderte Freiwillige an, um gemeinsam mit den Anwohnern und Feuerwehrleuten eine Menschenkette gegen die Wand aus Flammen zu bilden, die sich dem Ort näherte. Fernsehbilder zeigten grosse Gruppen junger Männer mit Rucksäcken und Masken, die sich einreihten.

Neben Kamatriades wurden die Ortschaften Istiaia und Avgaria in derselben Region evakuiert. Strom und Wasserversorgung sind in den Brandgebieten ausgefallen, die Feuerwehr musste das Wasser in Löschwagen anliefern. Viele der Helfer waren lediglich mit Zweigen bewaffnet, um die nahenden Flammen auszuschlagen.

Gerade nachts sind die Menschen am Boden unersetzlich, weil die Löschflugzeuge und -hubschrauber bei Dunkelheit nicht fliegen und die Flammen sich deshalb ungehindert ausbreiten könnten. Bereits in der Nacht zum Montag hatten Anwohner auf Evia gemeinsam mit Feuerwehrkräften und Freiwilligen mehrere Dörfer erfolgreich vor dem Übergreifen der Flammen bewahrt.

Die griechische Regierung will den Zivilschutz in Folge der schweren Brände im Land vollständig umorganisieren. „Künftig wird die Prävention im Mittelpunkt stehen, nicht die Reaktion“, sagte Premier Kyriakos Mitsotakis am Montagabend in einer Fernsehansprache. Der Aufbauplan – auch für die Aufforstung, die nach neusten Erkenntnissen erfolgen soll – werde direkt dem Ministerpräsidenten unterstellt.

Den schnellen Wiederaufbau verbrannter Wohnhäuser und Industriegebäude sowie die Hilfe für andere Brandschäden bei den Bürgern will Athen mit einem Sonderhaushalt von 500 Millionen Euro bewältigen. Die Hilfe für die Menschen soll unbürokratisch über eine Online-Plattform erfolgen. Bereits am Montagmorgen war im Norden Athens mit der Feststellung der Schäden begonnen worden.

In den vergangenen Tagen seien im ganzen Land 586 Feuer ausgebrochen, sagte Mitsotakis. Er bat bei den Bürgern um Entschuldigung für alle Schwachstellen, die die Brandbekämpfung möglicherweise aufgewiesen habe. „Aber wir dürfen nicht planlos agieren“, stellte er gleichzeitig klar. Löschflugzeuge könnten die Brände unter bestimmten schweren Bedingungen nicht anfliegen.

Das Klima wolle er nicht als Entschuldigung für den Verlauf der Brände nehmen, sagte der Premier. Es sei aber sehr wohl der Grund für die schweren Brände: „Es ist offensichtlich, dass die Klimakrise an die Tür des Planeten klopft.“

(text:sda,cs/bild:unsplash)