1 Oktober 2021

Klara Dobrev gewinnt erste Runde der Oppositionsvorwahl in Ungarn

Die Sozialdemokratin Klara Dobrev hat die erste Runde der Oppositionsvorwahl in Ungarn für sich entschieden. Im Rennen um die gemeinsame Spitzenkandidatur bei der Parlamentswahl 2022 kam sie auf 35 Prozent der Stimmen, wie die Vorwahlkommission in der Nacht zum Freitag in Budapest mitteilte. Der Herausforderer oder die Herausforderin des seit zwölf Jahren regierenden rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orban wird nun in einer zweiten Runde ermittelt, die noch in diesem Monat über die Bühne gehen soll. Neben Dobrev haben sich dafür der links-grüne Budapester Oberbürgermeister Gergely Karacsony (27 Prozent) und der parteilose Bürgerliche Peter Marki-Zay (20 Prozent) qualifiziert.

Dobrev gehört der linken Demokratischen Koalition (DK) an und ist Abgeordnete im Europaparlament in der Fraktion der Sozialdemokraten (S&D). Ihr Ehemann Ferenc Gyurcsany war von 2004 bis 2009 Ministerpräsident und führt die DK. Seine Amtszeit war von gewalttätigen Unruhen im Herbst 2006 überschattet – ausgelöst durch die Veröffentlichung einer fraktionsinternen Rede, in der Gyurcsany eingeräumt hatte, die Wähler belogen zu haben.

Die DK gilt als die am schlagkräftigsten organisierte Oppositionspartei in Ungarn. Wegen der polarisierenden Persönlichkeit von Gyurcsany ist sie zugleich auch unter Oppositionswählern umstritten. Der Ausgang der zweiten Runde könnte auch davon abhängen, ob sich der Drittplatzierte Marki-Zay auf einen Verzicht seiner Bewerbung zugunsten von Karacsony einlässt. Der Budapester Oberbürgermeister und Chef der Dialog-Partei wird auch von der Sozialistischen Partei und der grünen LMP-Partei unterstützt.

Mit 632 479 abgegebenen Stimmen lag die Beteiligung an der Vorwahl über allen Erwartungen. In Ungarn sind rund acht Millionen Menschen wahlberechtigt. Es handelt sich um die erste Vorwahl dieser Art in der Geschichte des Landes.

(text:sda/bild:unsplash)