16 Juni 2021

Interlaken: Tellspiele mit neuer Strategie

Nach zwei Corona-bedingten Absagen der Spielsaisons 2020 und 2021 hat sich der Verein TELL Freilichtspiele intensiv mit der Zukunft der Tellspiele Interlaken und der Tellarena auseinandergesetzt. Der dichte Kulturkalender Schweiz mit zahlreichen neuen Freilufttheatern und die Gästeentwicklung in der Ferienregion Interlaken haben die Tellspiele Interlaken zunehmend in finanzielle Schwierigkeiten gebracht.

Die Tellspiele Interlaken haben keinen Aufwand gescheut, den Entwicklungen mit fortschreitendem Besucherrückgang entgegenzuwirken. Trotz verschiedener Inszenierungen der Geschichte von Wilhelm Tell, als Mythos der Schweiz, häuften sich die Probleme im umkämpften Markt zu bestehen. Bereits 2018 reichte der Verein beim Kanton Bern und den Regionsgemeinden Gesuche um finanzielle Unterstützung ein, die aber erstinstanzlich abgelehnt wurde. Alternativ wurde eine gesamtheitliche Neuausrichtung «Tellspiele 2024» in die Wege geleitet unter Beizug der Kulturexpertin Dr. Katrin Rieder. Das neue Projektdossier, das auf verschiedenen Meilensteinen basiert, wurde im November 2020 vom Amt für Wirtschaft gutgeheissen. Im Dezember 2020 sicherten auch das Amt für Kultur sowie die IMU- und Regionsgemeinden ihre wertvolle Unterstützung zu.

Im Mittelpunkt des 1. Meilensteins stand die Frage «Wie sichern die Tellspiele ihre Zukunft?». Für die Erarbeitung einer Machbarkeitsstudie «Strategieentwicklung Tellspiele 2024» wurden einheimische Spezialistinnen beigezogen, die nach intensiver Analyse im Wesentlichen zwei Hauptszenarien, 1. Verkauf der Tellarena und Fokus auf Kernzweck Theater spielen und 2. Investitionen und Vermarktung der Tellarena durch Verein TELL Freilichtspiele mit erweiterter Nutzung durch Dritte, prüften. Die Ergebnisse der umfassenden Studie, durch Jrène Küng (CommInt GmbH) und Iris Huggler (Huggler Consulting GmbH) erstellt, wurden nun nach einstimmiger Genehmigung durch den Vereinsvorstand am 1. Juni 2021 auch den Vereinsmitgliedern vorgestellt. Die Kernaussage «Ohne einen mutigen Schritt vorwärts, gefährden die Tellspiele alles» stand im Zentrum der Erkenntnisse.

Nach angeregter Diskussion sagten die mehr als 70 anwesenden Vereinsmitglieder anlässlich der a.o. Hauptversammlung vom Dienstag, 15. Juni 2021 mit grossem Mehr klar ja zum Antrag, dass der Vorstand der Tellspiele die Vorabklärungen und Vorhandlungen zum folgenden Ziel in Angriff nimmt, um die Weiterführung der Tellspiele Interlaken unter neuen Rahmenbedingungen für die Zukunft zu sichern und eine Entlastung des Vereins zugunsten ihrer Theaterproduktionen einzuleiten:  Verkauf der Tellarena, inkl. Gebäude, Infrastruktur, Baurecht Grundstücke an eine einheimische Trägerschaft als gemeinnützige Betriebsgesellschaft mit Mehrheitsbeteiligung der Gemeinden Interlaken, Matten, Unterseen und weiteren Gemeinden in Oberland Ost sowie weiteren Partnern, wie der Verein TELL Freilichtspiele und privaten Investoren.

Der Zeitplan für die nächsten Schritte wird nun in Zusammenarbeit mit dem Kanton (Amt für Kultur und Amt für Wirtschaft) erstellt.

Pascal Minder, Vereinspräsident TELL Freilichtspiele, zeigte sich erfreut: «Die Analysen haben eine breite Unterstützungsbereitschaft und Verankerung der Tellspiele in der Region aufgezeigt, die uns unglaublich freuen und nun die Grundlage bilden, um den Fortbestand zu sichern und eine weitere Professionalisierung zu erreichen. Der Vorstand wird darin von verschiedenen, engagierten Fachleuten begleitet, und wir freuen uns über das Vertrauen der Vereinsmitglieder mit uns diesen Weg weiterzugehen».

(text:pd/bild:pd)