4 Juni 2021

Im Simmental und Saanenland werden Weichen für medizinische Zukunft gestellt

Das Akutspital in Zweisimmen ist das zentrale Element des Netzwerks zur integrierten Versorgung im Simmental und Saanenland, wie es die Gesundheit Simme Saane AG anstrebt. Doch der steigende Kostendruck im Gesundheitswesen, der absehbare Mangel an ärztlichen und nicht-ärztlichen Gesundheitsfachpersonen und die voranschreitende Ambulantisierung fordern Spitäler und andere Leistungserbringer in der Gesundheitsversorgungskette gleichermassen heraus.

Der immer größere Anteil an ältere Menschen im Einzugsgebiet stellt dabei gleichzeitig eine Herausforderung und eine Chance für das Einzugsgebiet dar. Eine steigende Nachfrage nach wohnortsnahen Gesundheitsdienstleitungen (wie z. B. in der Geriatrie) ist zu erwarten. Die Gesundheit Simme Saane AG will die langfristige Existenzgrundlage für das Spital Zweisimmen und die Grundversorgung im Simmental und Saanenland sicherstellen. Das Konzept «Gesundheitscampus Simme Saane» (Abbildung unten) verfolgt dieses Ziel.

Der «Gesundheitscampus Simme Saane» ist als organisatorische und allenfalls rechtliche Zusammenfassung des zu gründenden Spitals Simme Saane, der bestehenden Alterswohnen AG, des Vereins Spitex Saane Simme und der Genossenschaft Maternité Alpine zu verstehen. Ambulante Medizentren werden nur subsidiär gegründet, d.h. wenn in der medizinischen Grundversorgung kein genügendes Angebot durch Privatanbieter entsteht. Die Gesundheit Simme Saane AG trägt im Auftrag der Aktionär-Gemeinden die strategische Führung dieser Einheiten.

Insbesondere der strategische Zusammenschluss zwischen Akutspital, Alterswohnen und Spitex entfaltet sowohl eine horizontale Vernetzung (interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen während der gesamten Diagnose- und Behandlungsprozesses) als auch eine vertikale Vernetzung (Koordination von Übergängen zwischen dem stationären und ambulanten Setting).

Der «Gesundheitscampus Simme Saane» bietet insbesondere folgende Vorteile: a) erweiterte qualitative Synergien in der Gesundheitsversorgungskette für eine optimale, effiziente Abstimmung sowie Koordination zwischen den Leistungserbringern im Sinne der Patientinnen und Patienten, b) betriebliche Synergien u. a. in der Personalentwicklung, in der Informations- und Datenverarbeitung oder der gemeinsamen Nutzung von Infrastruktur, c) Synergien bei Investitionen.

Zudem bildet das Konzept eine gute Ausgangslage für die Weiterentwicklung von Angeboten und für den Aufbau von neuen Gesundheitsdienstleistungen, um eben eine nachhaltige und finanzierbare Grundversorgung zu sichern. Schlussendlich sprechen das Simmental und Saanenland in der Gesundheitspolitik mit einer Stimme und nehmen die Führung der eigenen integrativen Gesundheitsversorgung durch die GSS in die Hand.

Dr. Stephan Hill, Präsident des Verwaltungsrates der Gesundheit Simme Saane AG, erklärt, dass die Stossrichtung der Gesundheit Simme Saane AG der künftigen Gesundheitsstrategie des Kantons Bern entspricht. Eine durch den Kanton Bern in Auftrag gegebene und am 12. Mai 2021 publizierte Studie der PwC AG empfiehlt neue Versorgungsstrukturen über die Sektorengrenzen hinweg, welche die stationäre Akutversorgung, Alters- und Pflegeheime, Spitex und weitere Gesundheitsdienstleiter integriert. Die zukünftige Gesundheitsversorgung im Simmental und Saanenland hat das Potenzial ein Vorzeigemodell für den Kanton Bern zu werden.

Der Kanton Graubünden hat bereits eine dezentrale Grundversorgung in Form von integrierten Versorgungsregionen implementiert. Ein bekanntes Beispiel ist das Gesundheitszentrum Unterengadin in Scuol, welche Leistungserbringer über die gesamte Gesundheitsversorgungskette unter einem Dach führt. Ein jährliches Defizit wird vom Kanton Graubünden und der Gemeinde Scuol finanziert.

Hill betont, dass es noch viele Gespräche mit den Gesundheitspartnern braucht. Die Spital STS AG, der Verein Spitex Saane Simme und die Genossenschaft Maternité Alpine wurden über das Vorhaben vorinformiert. Mit allen Gesundheitspartnern wolle man den Austausch intensivieren und Integrationsmöglichkeiten besprechen.

Eine Konsultativabstimmung Ende 2021 soll die eingeschlagene Stossrichtung bestätigen. Die Volksabstimmung wird auf 2022 geplant.

(text:pd/bild:archiv)