21 Juli 2021

Hochwasser und Hagel kostet Gebäudeversicherung 110 Mio. Franken

Die Gebäudeversicherung Bern (GVB) und ihre Tochtergesellschaft GVB Privatversicherungen AG gehen nach den starken Unwettern der letzten sechs Wochen von einer Gesamtschadenssumme von 110 Mio. Franken aus. Und sind dennoch positiv gestimmt: Dank vieler Vorkehrungen verursachte insbesondere das Hochwasser weniger Schäden als vermutet.

Über 17’000 Schadensmeldungen gingen in den letzten sechs Wochen bei der GVB und ihrer Tochtergesellschaft GVB Privatversicherungen AG ein. Erwartet werden bis zu 20’000 Fälle und eine Gesamtschadenssumme von 110 Mio. Franken: 75 Mio. Franken entfallen dabei auf die GVB, 35 Mio. Franken auf ihre Tochtergesellschaft GVB Privatversicherungen AG. Im Juni sorgten vor allem Blitze, Hagel, Stürme und Erdrutsche für Zerstörungen (geschätzte Schadenssumme 45 Mio. Franken), währenddem es im Juli vor allem Hochwasser und Überschwemmungen waren (geschätzte Schadenssumme 65 Mio. Franken). Auf die Region Thun entfällt eine Schadenssumme von rund 16 Millionen Franken, gut zwei Drittel davon aufgrund von Hagelschäden, etwa ein Drittel aufgrund des Hochwassers. In der Region Interlaken kommt eine Schadenssumme von rund 3 Millionen Franken zusammen, wie Tina Balmer, Mediensprecherin der GVB gegenüber Radio BeO sagt, Hauptgrund sind hier die Hochwasser.

Dank vieler Vorkehrungen, die nach den Hochwasserereignissen in den Jahren 2005 und 2007 getroffen wurden, waren die Wasserschäden diesmal jedoch weniger hoch als befürchtet. «Wir gehen davon aus, dass die präventiv ergriffenen Massnahmen Hochwasserschäden in Höhe von rund 35 Mio. Franken verhindert haben», schätzt Stefan Dürig, Vorsitzender der Geschäftsleitung der GVB.

Tatsächlich waren nach den Erfahrungen aus dem Jahr 2005 zahlreiche Vorkehrungen getroffen worden: Hauseigentümerinnen und -eigentümer, die in der Nähe von Gewässern wohnen, liessen beispielsweise ihre technische Infrastruktur im Erdgeschoss statt im Keller installieren oder bauten Pumpen und Rückstauklappen ein. Kanton und Gemeinden sorgten in den letzten 16 Jahren ebenfalls vor und investierten enorme Mittel in Wasserbaumassnahmen (u.a. Entlastungsstollen Thun und Lyss). Zudem wurden ausgeklügelte Regulierungsgrundlagen erarbeitet, die den unterschiedlichen Szenarien Rechnung tragen. Damit ist allen Beteiligten klar, wie die Zu- und Abflüsse der Berner Gewässer auch in Extremsituationen zu regulieren sind. Diese Vorarbeiten verhinderten in den letzten Wochen Schäden in Millionenhöhe

Dazu beigetragen haben auch die Berner Feuerwehren. So schätzt etwa der kantonale Feuerwehrinspektor Peter Frick: «Vor 20 Jahren hätte die Wassermenge, die die Aare in den letzten Tagen mit sich brachte, ausgereicht, um die Berner Matte zu überfluten. Aber auch die Feuerwehren haben ihre Lehren aus der Vergangenheit gezogen und ihre Einsatztaktik und -technik (Beaver-Schläuche) angepasst.» Obwohl in der Berner Matte Schlimmeres verhindert wurde, hatten die Feuerwehrorganisationen alle Hände voll zu tun: So gingen in den letzten 30 Tagen über 3’500 Alarme ein. In einem durchschnittlichen Monat sind es circa 600 Alarmierungen. In nur einem Monat stemmten die Feuerwehren also knapp die Hälfte ihrer jährlichen Einsätze. Und auch in den nächsten zwei bis drei Wochen werden sie noch mit den Folgen der Unwetter beschäftigt sein und beispielsweise Strassen frei räumen oder Keller auspumpen.

(text:pd,cs/bild:beo)