17 Mai 2021

Gletscher in Asien verlieren mehr Eis als sie neu bilden

Ein Team unter Leitung der WSL hat berechnet, wie sich die Eismassen von mehr als 5000 Gletschern am dritten Pol der Erde verändern. Demnach kompensieren die winterlichen Schneefälle bei der Mehrheit der Gletscher im Schnitt weniger als die Hälfte der Schmelze.

Die Gletscher im Hochgebirge Asiens gelten als der „dritte Pol“ der Erde. Doch es steht auch um diese Eismassen schlecht. Die Forschenden um Evan Miles von der Eidg. Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) entwickelten auf Basis von Satellitendaten ein Berechnungsmodell, um das Verhältnis von Neuschnee und Schmelze auf den Gletschern von Jahr zu Jahr zu rekonstruieren. In ihrer im Fachmagazin „Nature Communications“ veröffentlichten Studie legen sie die Ergebnisse für 5527 Gletscher zwischen den Jahren 2000 und 2016 dar.

Demnach verlieren siebzig Prozent der Gletscher jährlich Eis, wie die WSL am Montag mitteilte. Und die Mehrheit der Gletscher weise nur kleine Flächen auf, an denen Eis nachgebildet werde. Einzig die Gletscher im Karakorum- und Kunlun-Gebirge wuchsen im untersuchten Zeitraum.

Rund 250 Millionen Menschen sind auf das Schmelzwasser aus dem asiatischen Hochgebirge angewiesen. Allerdings kompensieren die winterlichen Schneefälle bei den meisten Gletschern durchschnittlich weniger als die Hälfte der sommerlichen Schmelze. Infolgedessen sei die Mehrheit der Gletscher in ihrer derzeitigen Form einfach nicht überlebensfähig, liess sich Miles in der Mitteilung zitieren.

Auch wenn sich die Erde in Zukunft nicht weiter erwärmen würde, gingen bis zum Ende des Jahrhunderts rund zwanzig Prozent des Eisvolumens verloren, so die Studienautoren. Dadurch würde ein wichtiger Zufluss für Ströme wie den Indus, den Amudarja oder den Syrdarja versiegen. Der bevorstehende Klimawandel werde die Gletscherschmelze noch zusätzlich antreiben und die Wasserversorgung in einigen der tiefer gelegenen Regionen beeinträchtigen, schreib die WSL.

Eine kürzlich erschienene Studie der ETH Zürich und der französischen Université de Toulouse zeigte auf, dass die meisten Gletscher weltweit inzwischen im Rekordtempo wegschmelzen. Die Forscher wiesen ebenfalls daraufhin, dass bevölkerungsreichen Staaten wie Indien oder Bangladesch in wenigen Jahrzehnten Wassernot drohen könnte, wenn die Himalaja-Gletscher weiterhin mit steigendem Tempo schrumpfen.

(text:sda/bild:pexels)