23 MĂ€rz 2021

FĂ€lschungen kosten Unternehmen 4,5 Milliarden Franken pro Jahr

Schweizer Unternehmen ist 2018 wegen gefĂ€lschten Produkten ein Umsatz von rund 4,5 Milliarden Franken entgangen. Die „Swiss made“-FĂ€lscherei ging zu Lasten von ĂŒber 10’000 Stellen, die in der Schweiz zusĂ€tzlich hĂ€tten angeboten werden können.

Dies zeigt eine vom Eidgenössischen Institut fĂŒr geistiges Eigentum (IGE) bei der Organisation fĂŒr wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) bestellte Studie, die am Dienstag im Rahmen einer virtuellen Medienkonferenz prĂ€sentiert worden ist. Erstmals liegen damit genaue wissenschaftlich fundierte Zahlen zur zahlenmĂ€ssigen Auswirkung der FĂ€lschungsindustrie auf die Schweizer Wirtschaft vor.

Der Gesamtwert des Welthandels mit gefÀlschten Waren, die das geistige Eigentum der Schweiz verletzten, belief sich laut der Studie im Jahr 2018 auf bis zu 7 Milliarden Franken. Dies entspricht 2,3 Prozent aller echten Exporte des Landes. 2016 waren es noch 5,3 Milliarden Franken.

„Die Ergebnisse sind alarmierend“, sagte Martin Forst, Head of Division bei der OECD. Die moderne und dynamische Wirtschaft der Schweiz mache sie anfĂ€llig fĂŒr die globale Gefahr von FĂ€lschungen. Dabei sei vieles wie MarkenschĂ€den und Reputationsverlust gar nicht quantifizierbar, ergĂ€nzte Piotr Stryszowski. Die Verluste allerdings resultierten lokal in gestohlenen Gewinnen und verlorenen ArbeitsplĂ€tzen.

Der Umsatzverlust der Schweizer Unternehmen durch Markenpiraterie von rund 4,5 Milliarden Franken im Jahr 2018 entspricht der jÀhrlichen Wertschöpfung der Schweizer Landwirtschaft oder 0,6 Prozent des Schweizer Bruttoinlandproduktes (BIP).

Am stÀrksten betroffen von den FÀlschungen ist die schweizerische Uhrenindustrie. Ihr entging dadurch ein Umsatz von 3,35 Milliarden Franken und kostete sie 3700 ArbeitsplÀtze. Knapp 1,2 Milliarden gingen der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie verloren, was 2700 Stellen entspricht.

Bezogen auf die jeweiligen Exporte des Sektors verzeichnete der Bereich Bekleidung, Schuhe, Leder und verwandte Produkte mit einem Anteil von 12,5 Prozent die höchsten Verluste durch FĂ€lschungen. Im Uhren- und Schmucksektor lag der entsprechende Anteil bei 6,1 Prozent des Exportes. Der öffentlichen Hand entgingen durch die Trickserei ĂŒber 157 Millionen Franken an Einnahmen.

Die meisten gefĂ€lschten und raubkopierten Uhren, HaushaltgerĂ€te, Lederwaren oder Medikamente kommen aus China, Hongkong, Singapur und der TĂŒrkei. An der FĂ€lschung von Arzneimitteln war ausserdem Indien beteiligt, wie das IGE in einer Mitteilung schreibt.

Die meisten KĂ€uferinnen und KĂ€ufer wussten jedoch, dass sie gefĂ€lschte Waren kauften, ihr Anteil ist sogar leicht angestiegen. Zwischen 2013 und 2016 waren es laut OECD-Studie 52,3 Prozent, von 2017 bis 2019 rund 54 Prozent. Andererseits hĂ€tten Kundinnen und Kunden auf der ganzen Welt ĂŒber zwei Milliarden Franken fĂŒr gefĂ€lschte „Schweizer“ Produkte ausgegeben, im Glauben, ein Original zu erwerben.

Hauptverantwortlich sei das Internet. Die Konsumenten hĂ€tten sich unter dem Druck der Enge wĂ€hrend der Corona-Pandemie ihre Waren vermehrt online beschafft, heisst es in der Studie. Entsprechend sei der Missbrauch des Online-Umfelds durch FĂ€lscher „massiv“. Die Zahl der am Schweizer Zoll im letzten Jahr beschlagnahmten FĂ€lschungen ist um 50 Prozent gestiegen.

Die im Laufe von drei Jahren erstellte Studie biete nun die Grundlage fĂŒr griffige gesetzliche Massnahmen gegen die FĂ€lscherindustrie, sagte Felix Addor, stellvertretender Direktor des IGE, an der Medienkonferenz. Nun seien Bundesrat und Parlament gefordert.

(text:sda/bild:sda-keystone)