11 August 2021

Elefanten schauen sich neu erfundene Laute voneinander ab

Forschende der Universität Wien beschreiben im Fachblatt „Biology“, wie individuell und kreativ Elefanten neue Laute erfinden, und dass diese auch von Artgenossen kopiert werden. Dabei ziehen sie quasi alle Register: Vom Kehlkopf bis in die Rüsselspitze.

Die bekannteste Lautäusserung der Dickhäuter ist das Tröten, das durch einen kräftigen Luftausstoss durch den Rüssel erzeugt wird. Ausserdem stehen die sogenannten Rumble-Laute in Fokus der Forschung. Dabei handelt es sich um sehr tiefe Töne, die unter der menschlichen Hörschwelle liegen. Mit deren Hilfe können sich die Tiere über grosse Distanzen hinweg verständigen, etwa um während ihrer Wanderungen mit der Herde oder Familie Kontakt zu halten oder mit anderen Gruppen zu kommunizieren.

Erst kürzlich konnte ein Team um Angela Stöger von der Uni Wien zeigen, wie Asiatische Elefanten extrem hohen Quietschlaute produzieren, wenn sie aufgeregt sind. Auch bei Afrikanischen Elefanten kommen Äusserungen vor, die eher den hochfrequenten Lauten von Papageien ähneln.

In der soeben erschienenen Studie verglichen Stöger und ihr Kollege Anton Baotic nun derart ungewöhnliche Laute von Elefanten, die im südafrikanischen Botswana und im Zoo von Dresden leben, mit einem grossen Satz an Daten, in dem bereits bekannte Laute gespeichert sind. Tatsächlich fanden sich in den umfassenden Aufzeichnungen aus dem Jahr 2003 keine Übereinstimmungen, heisst es am Mittwoch in einer Mitteilung der Uni Wien. Die Tiere haben ihre exotischen Äusserungen also neu erfunden. Andere haben diese dann offenbar übernommen.

Bei der Lautproduktion fand sich eine grosse Bandbreite: Als Hochtöner eignet sich nämlich der relativ grosse Kehlkopf mit den ebenso langen Stimmbändern nämlich eher nicht. Die Tiere setzen daher die Muskeln des Rüssels oder des Mauls ein. So saugen sie Luft durch die Rüsselspitze ein, um das hochfrequente Quietschen zu erzeugen. Die Forschenden beobachteten auch, dass einige Elefanten die Muskeln an der Rüsselbasis immer wieder zusammenziehen, was zu pulsierenden Lauten mit niedriger Frequenz führt.

Die erstaunlichen Fähigkeiten der Elefanten, Laute gezielt neu zu formen, zu imitieren und zu verändern, teilen sie mit nur sehr wenigen Tieren, wie Papageien oder Walen.

Mit einem besonders grossen Stimmumfang gesegnet ist übrigens die Elefantenkuh Sawu aus dem Dresdner Zoo: Ihre Bandbreite reicht von den extrem tiefen Rumbles bis in lichte Höhen von 1800 Herz – und damit immerhin höher als es Meerschweinchen schaffen. Für ihr Quietschen presst sie die Rüsselspitze zusammen, verschliesst einen Nasengang, und saugt Luft über den anderen ein. Diese Methode sei bisher unbekannt gewesen, so die Wissenschaftler.

(text:sda/bild:unsplash)