10 Mai 2021

Doris Leuthard: „Digitale Verwaltung kam nie richtig zum Fliegen“

Die Defizite in Sachen Digitalisierung beim Bundesamt für Gesundheit (BAG) überraschen die ehemalige Bundesrätin Doris Leuthard (Mitte) nicht . „Die digitale Verwaltung kam nie richtig zum Fliegen“, blickte Leuthard in einem Zeitungsinterview zurück.

Sie kenne das aus ihrer Zeit im Bundesrat, sagte Leuthard in dem am Montag veröffentlichten Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“. Es gebe zwar Ämter mit guter Informationstechnologie (IT), aber bei anderen harze es. Und: Der Föderalismus helfe nicht unbedingt.

Leuthard forderte, die Mängel, die sich mit der Corona-Pandemie gezeigt hätten, als Chance zu sehen. „Wir müssen dieses Schiff auf Kurs bringen, und da ist der Bundesrat gefordert.“ Bund und Kantonen rät sie, sich ambitiösere Ziele zu setzen. „Wir haben schon zu viel Zeit verloren.“

Nach Leuthards Auffassung müsste eine Expertengruppe aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik die Prioritäten für die kommenden Jahre und auch ein Budget festlegen. Die Schweiz unternehme zwar vieles, aber es gebe zu wenig Koordination, stellte Leuthard fest.

Ebenso fordert Leuthard Verbesserungen bei der Bildung. Die Kantone sollten jedem Kind sollte bis in zwei oder drei Jahren den Zugang zu einem Laptop oder einem Tablet sichern. „Das sollte in der reichen Schweiz doch kein Problem sein.“

Doris Leuthard trat Ende 2018 aus dem Bundesrat zurück. Sie stand zu Beginn ihrer Amtszeit dem damaligen Volkswirtschaftsdepartement (EVD) vor und wechselte danach ins Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek). Sie ist Präsidentin der 2019 gestarteten Swiss Digital Initiative (SDI).

(text:sda/bild:unsplash)