1 September 2021

Thun/Interlaken: Bundesrat will Tourismus wiederbeleben – Oberland erfreut

Der Bundesrat hat am Mittwoch das sogenannte „Recovery Programm“ für den Schweizer Tourismus verabschiedet und damit 60 Millionen Franken für die Branche gesprochen. „Wir konzentrieren uns auf den Städte- und auf den Geschäftstourismus“, sagte Bundespräsident Guy Parmelin vor den Medien in Bern. Diese beiden Felder sowie auf internationale Gäste ausgerichtete Destinationen hätten am meisten unter der Covid-19-Pandemie gelitten.

Im Erholungsprogramm sind drei Stossrichtungen vorgesehen. Erstens sollen 30 zusätzliche Millionen an Schweiz Tourismus fliessen – als Nachfrageförderung für die Jahre 2022 und 2023. Vor allem ausländische Gäste sollen damit zurückgewonnen werden. Zweitens ist vorgesehen, 20 Millionen Franken für Innotour-Projekte zu Innovation, Zusammenarbeit und Wissensaufbau einzusetzen. Dies mit dem Ziel, trotz anhaltender Krise neue Produkte zu entwickeln und Innovationen umzusetzen. Für diese Massnahme ist allerdings eine Gesetzesanpassung notwendig.

Der Fokus auf Städte- und Geschäftsreisende führte an der Medienkonferenz zu kritischen Fragen. Will der Bundesrat wirklich zurück zu überrannten Städten und Regionen wie etwa in Luzern oder im Berner Oberland? Parmelin entgegnete, man wolle nicht die gleiche Masse an ausländischen Touristen anlocken wie vor der Pandemie. Vielmehr sollten innovative Ideen und nachhaltiger Tourismus gefördert werden.

Im Berner Oberland zeigt man sich ob der Ankündigung erfreut. Der Ferientourismus in der Region Interlaken und Thunersee sei sich langsam am erholen, auch wenn er noch weit vom Vor-Corona-Niveau entfernt sei, beim Städte- und Geschäftstourismus sei die Situation nach wie vor angespannt, heisst es von Thun-Thunersee Tourismus und Interlaken Tourismus (TOI) auf Anfrage. Entsprechend positiv wurde die bundesrätliche Ankündugung positiv aufgenommen. Er habe von der Medienkonferenz mit grosser Freude Kenntnis genommen, sagt der Direktor von Interlaken Tourismus (TOI), Daniel Sulzer gegenüber Radio BeO, es sei wichtig, den Tourismusorganisationen Mittel zur Verfügung zu stellen, damit diese ihre Marke weltweit aber auch in der Schweiz und im nahen Ausland bekannt zu machen und so bald als möglich, den Geschäftstourismus stärker anzukurbeln. Auch in Thun ist man erfreut, von den gesprochenen Mitteln werd auch Thun profitieren können, ist der Präsident von Thun-Thunersee Tourismus, Roman Gimmel, überzeugt. Das sei auch wichtig – zwar habe Thun weniger unter der Tourismuskrise als Städte, die keinen See hätten, allerdings hätte der Städtetourismus insgesamtt sehr stark gelitten, auch weil viele Städte aus Geschäftstourismus ausgerichtet sind und dieser in der Krise durch das Fehlen von Kongressen, dem vermehrten Home-Office und dem Aufkommen von Online-Konferenzen drastisch eingebrochen ist. Punkto Geschäftstourismus sei das Recovery Programm des Bundes auch für Interlaken interessant, sagt wiederum Sulzer, es sei wichtig, Mittel zur Stützung des Geschäftstourismus‘ zur Verfügung zu haben.

Auch Punkto Nachhaltigkeit ist man mit dem Bundesrat einig. Thun habe ohnehin nie auf Massentourismus gesetzt, sagt etwa Gimmel, auch wenn genau das der Stadt immer vorgehalten worden sei, weil man noch Luft nach oben gesehen habe. Er habe aber immer wieder im Gespräch mit Personen, die vorher beispielsweise in Luzern waren, festgestellt, dass man das Fehlen grosser Tourismusströme in Thun schätze. Thun biete Ruhe und Erholung, biete aber trotzdem die Möglichkeit etwas zu unternehmen. Mit der Wiederauferstehung von Sport und Kultur, werden auch vermehrt wieder Tourist*innen in die Städte kommen, ist Gimmel zuversichtlich.

Auch Interlaken wolle auf qualitativen statt quantitativen Tourismus setzen, sagt Sulzer. Der TOI habe schon früh entschieden, bei der Normalisierung der Reisetätigkeiten, seine Möglichkeiten auszuspielen, nicht nur Gruppen zu bewerben, sondern auch einen Individualtourismus zu fördern und die jeweilige Aufenthaltsdauer zu verlängern.

(text:cs,sda/bild:beo)