20 Januar 2022

Blinken warnt vor hoher Opferzahl bei russischem Angriff auf Ukraine

Ein Angriff Russlands auf die Ukraine würde nach Ansicht von US-Aussenminister Antony Blinken zu deutlich mehr Opfern führen als das bisherige Handeln Moskaus dort.

Russland führe eine unbarmherzige Kampagne, die Ukraine zu destabilisieren, und sei nun offenbar bereit, noch weiter zu gehen, sagte Blinken am Donnerstag in Berlin mit Blick auf einen möglichen Einmarsch.

Das Land lebe bereits seit 2014 mit den Konsequenzen der russischen Annexion der Krim-Halbinsel und der Destabilisierung der Donbas-Region. „Die menschlichen Kosten eines erneuten Angriffs Russlands wären um viele Grössenordnungen höher als das, was wir bislang gesehen haben“, warnte Blinken.

Russland rechtfertige sein Handeln mit der Behauptung, dass die Ukraine eine Bedrohung der Sicherheit Russlands sei. „Das stellt die Wirklichkeit auf den Kopf“, sagte Blinken in einer Rede in Berlin bei der Atlantik-Brücke, einem Verein zur Förderung der transatlantischen Zusammenarbeit. Der Minister betonte, Moskau sei der Aggressor, nicht die Ukraine, die schlicht ihr eigenes Schicksal bestimmen wolle. „Die Ukraine ist hier nicht der Aggressor, die Ukraine versucht nur, zu überleben“, sagte Blinken.

US-Präsident Joe Biden hat klargestellt, dass jeder Grenzübertritt russischer Truppen in die Ukraine als Einmarsch zu werten sei. „Jegliche versammelte russische Einheit, die sich über die ukrainische Grenze bewegt – das ist eine Invasion“, sagte Biden am Donnerstag in Washington. Da gebe es kein Missverständnis. Biden betonte, dass Russland bei einem Einmarsch einen „hohen Preis“ zahlen würde.

Der US-Präsident hat damit auf die Irritationen reagiert, die er mit einer Aussage am Vortag ausgelöst hatte. Biden schien bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus am Mittwoch anzudeuten, dass angedrohte Sanktionen der Nato vom Ausmass eines potenziellen russischen Einmarschs abhängen könnten. Auch US-Aussenminister Antony Blinken war bei seinem Besuch in Berlin auf Bidens Äusserung angesprochen worden.

„Russland hat eine lange Geschichte des Einsatzes anderer Massnahmen als offener militärischer Aktionen zur Durchführung von Aggressionen“, sagte Biden am Donnerstag ausserdem. „Wir müssen bereit sein, auch auf diese zu reagieren“, mahnte er. Die USA und die Nato werfen Russland seit Monaten vor, einen Überfall auf die Ukraine zu planen. Moskau weist das zurück.

(text:sda/bild:unsplash)