13 September 2021

Ausweitung Zertifikatspflicht klappt – Forderung nach Gratis-Tests

Die Ausweitung der Covid-Zertifikatspflicht auf viele Innenräume ist am Montag weitgehend technisch reibungslos angelaufen. Der Druck auf Ungeimpfte steigt weiter. Über 200’000 Menschen fordern auch nach dem 1. Oktober kostenlose Corona-Tests.

Die Corona-Situation in der Schweiz bleibt volatil. In der Schweiz und in Liechtenstein sind dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Montag innerhalb von 72 Stunden 6060 neue Coronavirus-Ansteckungen gemeldet worden. Gleichzeitig registrierte das BAG 10 neue Todesfälle und 77 Spitaleinweisungen.

Vor einer Woche waren es 6832 neue Coronavirus-Ansteckungen, 19 neue Todesfälle und 117 Spitaleinweisungen gewesen. Die Auslastung der Intensivstationen in den Spitälern schwankt in den letzten 14 Tagen zwischen knapp 78 und etwas über 80 Prozent. Laut den aktuellen Zahlen liegt sie bei 78,9 Prozent. 33,6 Prozent der verfügbaren Betten werden von Covid-19-Patienten besetzt.

Wegen der drohenden Überlastung der Spitäler hatte der Bundesrat ab Montag eine Ausweitung der Zertifikatspflicht als alternativlos angeordnet. Durch eine vom Bund bereitgestellte App wird nun bei Gästen der QR-Code gelesen und die Identität mit einem Ausweis überprüft.

Ein Augenschein der Nachrichtenagentur Keystone-SDA in verschiedenen Regionen der Schweiz zeigte, dass die Kontrollen in der Regel gut funktionierten. Der wahre Stresstest in der Gastronomie komme aber wohl erst am Abend, wenn die Lokalität von mehr Leuten frequentiert werde, hiess es beispielsweise in einem Zürcher Café.

Einige Gastronomen befürchten, dass sie wegen des Mehraufwands mehr Personal einstellen müssen. Insgesamt werde es tendenziell aber einfacher, weil im Innern keine Abstände zwischen Gruppen mehr eingehalten werden müssen, hiess es.

Im Kanton Aargau würden Routine- und Stichprobenkontrollen sowie Kontrollen nach Hinweisen vorgenommen, hiess es auf Anfrage beim Departement Gesundheit und Soziales. Die Kantonspolizei werde wie bisher die Kontrolle „mit Augenmass vornehmen“.

Das Basler Gesundheitsdepartement will nach eigenen Angaben den Gastrobetrieben, Fitnesscentern und Kulturinstitutionen noch ein paar Tage Zeit lassen, bevor Kontrollen durchgeführt werden.

Die Liste der Orte, an denen neu ein Covid-Zertifikat vorgezeigt werden muss, ist lang: Restaurant-Innenräume, Bars, Konzerte, Theater, Kinos, Sportanlässe, Kletterhallen, Aquaparks, Billardhallen, Casinos, Hochzeiten, Museen, Bibliotheken, Zoos, Fitnesszentren und Hallenbäder.

Ständerätinnen und Nationalräte brauchen aber bisher für den Eintritt ins Bundeshaus kein Covid-Zertifikat. Es fehle die rechtliche Grundlage, sagte dazu am Montag Nationalratspräsident Andreas Aebi (SVP/BE). Die zuständigen Kommissionen sollen jetzt aber eine Vorlage zur Einführung einer Zertifikatspflicht im Bundeshaus ausarbeiten.

Der Druck auf Ungeimpfte nimmt durch die Ausweitung der Zertifikatspflicht zu. Die Impfkadenz ist denn auch laut den neusten BAG-Zahlen vom Montag im Vergleich zur Woche davor um 20 Prozent gestiegen. Bislang wurden 5’811’135 Zertifikate für vollständig Geimpfte ausgestellt und 52,8 Prozent der Bevölkerung bereits vollständig geimpft.

Wie bereits angekündigt, sind ab 1. Oktober Corona-Test für asymptomatische Personen nicht mehr gratis. Eine Online-Petition für weiterhin kostenlose Corona-Tests in der Schweiz hat innert vier Tagen grosse Unterstützung erhalten. Am Montag knackte das Begehren die Grenze von 200’000 Unterstützerinnen und Unterstützern.

Viele Bürger könnten die Testkosten nicht bezahlen und würden von Teilen des öffentlichen Lebens ausgeschlossen, kritisieren die Petitionäre. Die Petition wurde von einer Privatperson auf der Petitionsplattform Campax lanciert.

Die unbewilligte Corona-Kundgebung vom Samstag in der Stadt Luzern hat ein Nachspiel. Die Luzerner Polizei erstattet Anzeige gegen die Organisatoren. Etwa 1500 Gegnerinnen und Gegner der Massnahmen gegen die Covid-19-Pandemie waren auf die Strasse gegangen.

Der Berner Gesundheitsdirektor Pierre Alain Schnegg hat am Montag Vorwürfe zu falschen Zahlen bei den Massentests von Berner Schulen zurückgewiesen. Schnegg sprach von einem „faktenverzerrenden“ Bericht und einem „Sturm im Wasserglas“.

(text:sda/bild:archiv)