6 April 2021

Alters- und Pflegeheime kritisieren Behörden wegen Corona-Politik

Führungskräfte von Alters- und Pflegeheimen kritisieren die Schweizer Behörden scharf. Die Heime hätten sich in der Corona-Krise ignoriert, zum Teil sogar schikaniert gefühlt, heisst es in einer Umfrage der Tamedia-Zeitungen. Insgesamt 42 Prozent der befragten Personen hätten angegeben, dass sie von den Behörden gar nicht oder zu wenig unterstützt worden seien. „Man hat uns im Regen stehen gelassen“, so der Tenor. So habe etwa die Armee ihren Assistenzeinsatz auf Spitäler begrenzt. Viele Befragte beklagten ferner die mangelhafte Test-Strategie des Bundesrates. Man hätte Tote vermeiden können, wenn alle Personen im Heim regelmässig getestet worden wären, um asymptotische Fälle aufzudecken, sagte die Pflegeleitung im Sonnhalden in Arbon TG. Für besonders grossen Ärger sorgten unter befragten Kadern in den Heimen die oft widersprüchlichen Verordnungen mit viel zu kurzen Fristen, fehlende Schutzeinrichtungen sowie die unfaire Behandlung in den Medien. So sei etwa der Begriff „Todesfalle“ aufgetaucht. Viele Heimleiterinnen und -leiter störten sich laut Umfrage daran, das die Verwaltung in einzelnen Fällen versucht habe, die gesamte Verantwortung auf sie abzuschieben. Es habe keine Rückendeckung gegeben. Der Schwarze Peter sei an die Heime weitergereicht worden. Vergessen worden seien viele Heime auch bei der Hilfe für die zusätzlichen Kosten. Die Behörden hätten zwar Schutzausrüstung vorgeschrieben. Die Anschaffung sei aber nicht von den Kantonen finanziert worden. Auch Tests hätten vorerst selbst bezahlt werden müssen. Erst ab Dezember 2020 sei der Bund eingesprungen. Das Recherchedesk der Tamedia hat rund 1400 Alters- und Pflegeheime befragt, in denen mehr als 160’000 Menschen leben. Über ein Viertel der angefragten Personen haben die über 40 Fragen beantwortet. Die Heimleitungen schrieben dazu rund 300 Seiten Kommentare.

(text:sda, bild:pexels)