10 September 2021

Ärztemangel in der Grundversorgung wird zunehmen

Mit der Workforce-Studie 2020-2025 des Berner Instituts für Hausarztmedizin BIHAM liegen nun erstmals wissenschaftlich fundierte Daten zur medizinischen Grundversorgung vor. Die Studie zeigt, dass der Mangel an Grundversorgerinnen und Grundversorgern existiert und rasch zunehmen wird.

Bereits heute nimmt nur noch eine Minderheit der Ärztinnen und Ärzte in der Grundversorgung neue Patienten auf. In den kommenden fünf Jahren dürfte eine grössere Zahl der Grundversorger ihr Pensum reduzieren oder sich pensionieren lassen. Damit nimmt die Workforce bis 2025 um 25 Prozent ab. Der Grund habe vor allem mit der langen Ausbildung und dem hohen Durchschnittsalter der Hausärztinnen und Ärzte zu tun, wie Prof. Dr. Sven Streit, Leiter der Workforcestudie und Hausarzt in Konolfingen, gegenüber Radio BeO mitteilt. Das Durchschnittsalter der Grundversorger:innen betrage 53 Jahre, dazu arbeiten einige obschon sie bereits pensioniert sind. Bis neue Ärzt:innen von Grund auf ausgebildet sind, vergehen aber rund 15 Jahre.

Doch es gibt Rezepte gegen den Mangel: Ein wirksamer und wichtiger Hebel liegt in den politischen Rahmenbedingungen. Gerade der Kanton Bern hat hier bereits unentbehrliche Arbeit geleistet. Mit dem Programm Praxisassistenz des Kantons Bern, finanziert von Kanton und Ärzteschaft, können Studierende früh für die Hausarztmedizin begeistert werden. «Das ist ein guter Ansatz. Es ist wichtig, dass das Programm Praxisassistenz weitergeführt werden kann», so Rainer Felber, Co-Autor der Studie und Vizepräsident der Aerztegesellschaft des Kantons Bern.

Aber auch die Ärzteschaft selber ist in der Pflicht: Sie kann Modelle für eine sinnvolle Arbeitsteilung entwickeln und den ärztlichen Nachwuchs mit gezielten Massnahmen für die Grundversorgung motivieren. Weitere Handlungsmöglichkeiten sehen die Studienleiter in der administrativen Entlastung der Ärztinnen und Ärzte und in der Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen. Es braucht ein klares Bekenntnis von Bund und Kantonen für die Bedeutung der Grundversorgung in der Schweiz.

(text:pd&chl/bild:pixabay)